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Synode der westfälischen Kirche zu Millionenkürzungen begonnen

Die Evangelische Kirche von Westfalen hat am Freitag in Bielefeld zweitägige Beratungen zur Überwindung ihrer Finanzkrise aufgenommen. Die Synode der viertgrößten deutschen Landeskirche muss auf der Basis eines Maßnahmenkatalogs der Kirchenleitung über jährliche Ausgabenkürzungen in Millionenhöhe entscheiden. Am Samstag soll die Landessynode einen Nachtragshaushalt verabschieden und ein Haushaltssicherungskonzept beschließen. Spätestens bei der Planung für 2028 muss ein ausgeglichener Haushalt vorgelegt werden.

Zum Auftakt der Beratungen wies der Theologische Vizepräsident Ulf Schlüter auf die prekäre wirtschaftliche Lage der westfälischen Kirche hin, die gut 1,9 Millionen Mitglieder hat. Es seien „gravierende Maßnahmen“ zur Stabilisierung und Sanierung des landeskirchlichen Haushalts erforderlich, dies werde Folgen für nahezu alle Handlungsfelder und Arbeitsbereiche haben.

Die Synode müsse „schwere und schwerwiegende“ Entscheidungen treffen, sagte der Theologe, der die Synode nach dem Rücktritt der früheren Präses Annette Kurschus leitet. Es gehe darum, verantwortlich nach neuen Wegen zu suchen, um auch künftig „das Evangelium der Auferstehung Christi zu teilen mit den Menschen des 21. Jahrhunderts“.

Wegen eines Finanzlochs von 14,3 Millionen Euro hatte der Landessynode im vergangenen November kein genehmigungsfähiger Haushalt vorgelegt werden können. Gründe für das große Defizit sind neben der starken Inflation, gestiegenen Energiepreisen und sinkenden Kirchensteuereinnahmen unter anderem höhere IT-Kosten und hohe Tarifsteigerungen. Zudem deckte die neue kaufmännische Buchführung ein schon länger vorhandenes strukturelles Defizit auf.

Durch einen günstigen Tarifabschluss und den Verzicht auf Investitionen wurde das Defizit inzwischen vorerst auf knapp 8,8 Millionen Euro reduziert. Es betrifft ausschließlich den Allgemeinen Haushalt der landeskirchlichen Ebene, der sich aus einem Anteil von neun Prozent am Kirchensteueraufkommen speist. Die 442 Gemeinden und 26 Kirchenkreise sind von dem Defizit also nicht direkt betroffen.

Auf der Tagesordnung der Synode als oberstes Beratungs- und Entscheidungsorgan standen auch die Verabschiedung von Kirchengesetzen und ein Bericht zur interkulturellen Vielfalt in der westfälischen Kirche. Das Thema sexualisierte Gewalt werde bei der nächsten Landessynode im November behandelt, kündigte Schlüter an.

Die Landeskirche müsse sich gründlich und vorbehaltlos mit der Ende Januar von einem unabhängigen Forscherteam vorgelegten ForuM-Studie über sexualisierte Gewalt im Raum der evangelischen Kirche und der Diakonie beschäftigen. Auf der aktuellen Synodaltagung könne dies aber angesichts der drängenden Finanzfragen nicht „in auch nur halbwegs angemessener Weise“ geschehen.