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Gohl: Christen sollen konsequent gegen Antisemitismus eintreten

Der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl hat das konsequente Eintreten gegen Antisemitismus in den Mittelpunkt seiner Eröffnungspredigt der EKD-Synode in Ulm gestellt. Alle Christen sollten dem Antisemitismus entgegenstehen, betont der Bischof am Sonntag in der Martin-Luther-Kirche. In der Kirche sei man sich zwar bei dem „Nein zu Antisemitismus“ einig, es sei aber unbequem, öffentlich gegen Antisemitismus einzustehen, wie es jetzt gefragt sei, erklärte Gohl. Es sei ein schrecklicher Gedanke, dass sich Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht mehr sicher fühlen. Der Eröffnungsgottesdienst wurde vom ZDF live übertragen.

In seiner Predigt erinnert Gohl auch an die Geschwister Scholl, die in der versteckt gelegenen Orgelkammer der Martin-Luther-Kirche ihre Flugblätter gegen das NS-Regime versandfertig gemacht hatten. Zu dieser mutigen und gefährlichen Untergrundaktion waren Hans und Sophie Scholl aus ihrem Studienort München in ihre Heimatstadt Ulm gekommen.

Wegen dieser früheren Nutzung der Kirche durch die „Weiße Rose“ habe sich das Synodenpräsidium einem EKD-Sprecher zufolge auch aus „inhaltlichen Erwägungen“ für diesen Ort des Eröffnungsgottesdienstes entschieden. In der Martin-Luther-Kirche selbst weist eine kleine Gedenkstätte im Treppenhaus auf die Geschwister Scholl und die Weiße Rose hin.

Die 128 Synodalen, die von 12. bis 15. November in Ulm zusammenkommen, vertreten die gut 19 Millionen evangelische Christen in Deutschland. Die kommende Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) steht unter dem Hauptthema „Sprach- und Handlungsfähigkeit im Glauben“.

Am Vormittag nimmt die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus in ihrem Bericht an das Kirchenparlament zu aktuellen Themen in Kirche und Gesellschaft Stellung. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) wird zu einem Grußwort erwartet. Ein zentrales Thema der Jahrestagung der Synode ist am Dienstag die Vorstellung der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, eine soziologische Studie über die Haltung zu Religion und Kirche in der Gesellschaft. (2700/12.11.2023)