Verwaltungschefs aus der Südpfalz unterstützen die Pläne für ein erstes „Childhood-House“ in Rheinland-Pfalz für Kinder und Jugendliche, die Opfer von sexueller oder körperlicher Gewalt geworden sind. Mit der vom Kinderschutzbund Rheinland-Pfalz in Landau geplanten Einrichtung würde das Land an die Entwicklung in mehreren europäischen Ländern und in zehn Bundesländern aufschließen, teilten die Landkreise Südliche Weinstraße und Germersheim sowie die Stadt Landau am Donnerstag gemeinsam mit. Das Konzept der ambulanten Anlaufstellen für betroffene Kinder und Jugendliche habe sich bewährt.
„Der Bedarf an einer solchen Einrichtung ist leider auch bei uns in der Südpfalz da“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung der Landräte Dietmar Seefeldt (Landkreis Südliche Weinstraße), Martin Brandl (Landkreis Germersheim) und des Landauer Oberbürgermeisters Dominik Geißler (alle CDU). Für das Gebiet der Südpfalz sei von hunderten Kindern und Jugendlichen auszugehen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, die Dunkelziffer sei hoch. In einem „Childhood“-House könnten alle nötigen Hilfen an einem geschützten Ort gebündelt werden.
Mit ihrem Appell wenden sich die Verwaltungschefs auch gegen das Vorhaben der rheinland-pfälzischen Landesregierung, spezialisierte Zentren für Missbrauchsfälle an Kindern und Jugendlichen einzurichten. Dieser Ansatz greife zu kurz, weil er sich nur an Kinder und Jugendliche richte, die eine Anzeige erstatteten und sich einem Gerichtsverfahren stellten. In einem „Childhood-House“ könnten Betroffene hingegen auch unabhängig von einem Strafverfahren Hilfe bekommen. Ärztinnen und Ärzte nähmen dort auch eine vertrauliche Spurensicherung vor. Deren Ergebnisse könnten bei möglichen späteren Gerichtsverfahren verwendet werden.
Die rheinland-pfälzische Landesregierung lehnt das „Childhood-House“-Konzept bisher ab. Es sei nur schwierig zu realisieren, weil viele Behörden und Institutionen unter einem Dach zusammengebracht werden müssten, argumentiert das Familienministerium. Eine von ihm eingesetzte Experten-Kommission schlägt vielmehr spezialisierte Zentren für junge Opfer von sexualisierter Gewalt vor. Dort solle die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden sowie Mediziner erst beginnen, wenn Anzeige erstattet wurde.
Hinter den „Childhood“-Häusern steht die „World Childhood Foundation“. Die 1999 von Königin Silvia von Schweden gegründete Stiftung setzt sich weltweit für eine von sexualisierter Gewalt und Missbrauch freie Kindheit ein. Die Königin hatte zuletzt Ende November auf dem Campus des Universitätsklinikums des Saarlandes im saarländischen Homburg die elfte Einrichtung in Deutschland eröffnet und auch in Zweibrücken bei einem Benefizessen für das Konzept geworben. In Hessen soll neben dem „Childhood House“ in Frankfurt ein weiteres in Kassel entstehen.