Ab dem ersten Geburtstag eines Kindes besteht ein Rechtsanspruch auf Betreuung. Tatsächlich fehlen für 13,6 Prozent aller Kinder unter drei Jahren entsprechende Angebote – ein Armutszeugnis, sagt ein Experte.
Für mehr als jedes siebte Kind unter drei Jahren gibt es keinen Kita-Platz: Das zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die am Wochenende vorgestellt wurde. Besonders schlecht ist die Lage demnach ist Westdeutschland: Dort fehlen Betreuungsplätze für 14,7 Prozent der Unter-Dreijährigen; in Ostdeutschland sind es dagegen 7,6 Prozent.
Die Gesamtzahl der institutionell betreuten Kinder sei im laufenden Jahr niedriger als im Vorjahr, heißt es weiter. Durch den allgemeinen Geburtenrückgang lebten allerdings auch immer weniger Kinder in Deutschland. Daher zeichne sich ab, dass im Osten mittelfristig Betreuungsangebote rückgebaut werden müssten. “Allerdings sollten die dabei freiwerdenden personellen Ressourcen erhalten bleiben und für eine Stärkung der Qualität von Betreuung eingesetzt werden”, so die Studie. Die Betreuungsschlüssel seien hier mitunter “sehr ungünstig”.
Im Westen brauche es dagegen mehr Angebote. Hier bestünden nicht nur größere Lücken, sondern auch die Betreuungswünsche von Eltern würden voraussichtlich weiter zunehmen. Darüber hinaus seien Maßnahmen erforderlich, um die personelle Ausstattung bereits bestehender Einrichtungen zu stärken.
Am schwierigsten ist die Lage demnach in Bremen: Dort gibt es für 23,9 der Unter-Dreijährigen keinen Kita-Platz. Spitzenreiter ist Meckenburg-Vorpommern, wo nur 3,9 Prozent betroffen sind. Allerdings seien die Geburten in den östlichen Bundesländern seit 2016 deutlich stärker zurückgegangen als im Westen.
IW-Bildungsexperte Wido Geis-Thöne sprach von einem Armutszeugnis. “Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist immer noch in weiten Teilen der Bundesrepublik stark eingeschränkt”, sagte er. Die Berechnungen beruhen laut Angaben auf Daten des Statistischen Bundesamts und des Familienministeriums.