Forscher der Universität Göttingen sehen eine Zunahme von technikbezogenem Verschwörungstheorien in der Gesellschaft. Wie die Hochschule am Donnerstag mitteilte, zeigen Daten einer jüngst veröffentlichten Studie, dass bei vielen Menschen Misstrauen gegenüber Technologien wie sprachgesteuerten Lautsprechern, der Google-Suche und Gesundheits-Apps bestehe.
„Unsere Forschung zeigt eine alarmierende Verbreitung von technologiebezogenen Verschwörungstheorien innerhalb der Gesellschaft und deren verheerende Folgen“, sagte Manuel Trenz, Professor für Interorganisationale Informationssysteme an der Uni Göttingen. Die durch solche Überzeugungen geförderte Denkweise erschwere die soziale Zusammenarbeit und einen konstruktiven politischen Diskurs. Dadurch könne die Fähigkeit der Gesellschaft beeinträchtigt werden, auf zukünftige Krisen zu reagieren.
Eine Ausgangsbefragung von mehr als 1.000 Personen in den USA habe gezeigt, in welchem Umfang technikbezogene Verschwörungstheorien kursieren, hieß es. Demnach waren sechs von zehn vorgestellten technologiebezogenen Verschwörungstheorien mindestens 20 Prozent der Teilnehmenden bekannt und wurden oftmals als glaubwürdig eingestuft. Eine Theorie etwa, wonach sprachgesteuerte Lautsprecher von Amazon die Nutzerinnen und Nutzer selbst im ausgeschalteten Zustand abhören, um sie zu manipulieren, glaubten 36 Prozent der Befragten.
Für weitergehende Untersuchungen stützten sich die Göttinger Forscher nach eigenen Angaben auf Daten aus einer Feldstudie und drei Experimenten. In der Feldstudie analysierte das Forschungsteam die Entstehung des Glaubens an Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit der Corona-Warn-App in Deutschland. Ein Experiment zu einem neu eingeführten smarten Autoassistenz-System lieferte zusätzliche Erkenntnisse darüber, wie auch das Image des Herstellers den Glauben an technologiebezogene Verschwörungstheorien beeinflusst.
Überdies deuten die Daten den Angaben zufolge darauf hin, dass der Glaube an technologiebezogene Verschwörungstheorien einen Teufelskreis in Gang setzen könne, in dem Betroffene eine schädliche Verschwörungsmentalität entwickeln.