Die große Mehrheit der queeren jungen Menschen in Bayern hat laut einer neuen Studie Diskriminierungserfahrungen gemacht. Etwa neun von zehn Befragten hätten angegeben, mindestens einmal Diskriminierung erlebt zu haben, wie der Bayerische Jugendring (BJR) am Mittwoch mitteilte. Der BJR hatte für sein Forschungsprojekt „How are you?“ („Wie geht’s dir?“) zusammen mit dem Institut für Diversity- & Antidiskriminierungsforschung (IDA) und der Hochschule Fresenius mehr als 2.000 queere Menschen zwischen 14 und 27 Jahren zu deren Lebenssituation befragt.
Laut der Studie erfuhren die Befragten die größte Offenheit mit ihrer LSBTIQA-Personen deutlich niedriger als bei Gleichaltrigen in der Allgemeinbevölkerung, heißt es weiter. LSBTIQA* steht für: lesbisch, schwul, bisexuell, transgender/transsexuell, intersexuell, queer und asexuell. Das Sternchen steht für weitere, nicht explizit genannte Geschlechtsidentitäten.
Die Antworten machten klar, welche enorme Bedeutung spezifische Angebote der Jugendarbeit für LSBTIQA-Jugendgruppe als Schutzraum, wo sie sicher vor Diskriminierung seien und gleichaltrige queere Jugendliche träfen. Das helfe ihnen, eine positive Identität zu entwickeln. Von daher müsse nicht nur die Selbstorganisation von queeren Jugendlichen gestärkt werden, sondern es brauche auch eine landesweite Koordinierungs- und Fachstelle für queere Jugendarbeit.
Dominic Frohn, Wissenschaftlicher Leiter am Institut für Diversity- & Antidiskriminierungsforschung, sagte, dass sich queere Jugendliche mehr Sensibilisierung zu queeren Themen wünschten, etwa in Schule, Arbeit und Behörden. Mit der Studie stehe erstmals eine belastbare Datenbasis zur Verfügung, um die Lebenssituationen und Bedarfe queerer junger Menschen in Bayern genauer zu durchleuchten und konkrete Handlungsempfehlungen für Politik und Jugendarbeit zu entwickeln, sagte BJR-Präsident Philipp Seitz laut Mitteilung. Die vollständige Studie erscheint Anfang 2024. (00/3898/06.12.2023)