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Studie: Klimaschutzprojekte setzen Massai in Tansania unter Druck

Klimaschutz ist nach Ansicht von Experten das Gebot der Stunde. In Tansania zeigt sich allerdings, dass das mitunter zu ganz anderen Konflikten führen kann. Beteiligt daran ist auch ein deutscher Konzern.

Zwei in Tansania geplante Klimaschutzprojekte erhöhen laut einer Studie den Druck auf dort lebende Massai. Die in dem ostafrikanischen Land ansässigen Angehörigen der Volksgruppe kämpfen seit Jahren um Landrechte. Die am Dienstag von der Maasai International Solidarity Alliance veröffentlichte Untersuchung nimmt zwei Vorhaben im Norden Tansanias unter die Lupe, bei denen klimaschädlicher Kohlenstoff im Boden gespeichert werden soll. Voraussetzung dafür wäre eine geänderte Nutzung von Weideflächen durch die Massai. Eines der Projekte wird von Volkswagen finanziert und erstreckt sich den Angaben zufolge über knapp eine Million Hektar – eine Fläche etwa halb so groß wie Hessen.

Die Studie im Auftrag der Maasai International Solidarity Alliance, zu der unter anderem die deutschen Hilfswerke Misereor und Fian gehören, basiert auf Untersuchungen vom Januar. “Dabei wurden zahlreiche schwerwiegende Missstände festgestellt”, heißt es. Konkret ist die Rede von zweifelhaften Vorabzahlungen an Dörfer, intransparenten und teils rechtswidrigen Vertragsabschlüsse und einer Missachtung völkerrechtlicher Normen.

Die Beteiligung der Bevölkerung vor Ort ist aus Sicht der Studienautoren stark eingeschränkt. Vielen Gemeindemitgliedern fehle grundlegendes Wissen über Kohlenstoffmärkte, Vertragsbedingungen und deren Folgen. Dadurch verlören die Gemeinden zunehmend die Kontrolle über ihr traditionelles Weideland und könnten überlebenswichtige, jahrhundertealte Praktiken nicht mehr ausüben.

Bisherige Gespräche zwischen Volkswagen und den Anwälten der Massai zur Berücksichtigung ihrer Rechte und Interessen seien “weitestgehend ergebnislos” geblieben, teilten die an der Studie beteiligten Organisationen mit. Trotz der Darstellung erheblicher Bedenken habe es seitens Volkswagen bislang keine substanziellen Antworten gegeben. “Wir fordern von deutschen Konzernen wie Volkswagen, nicht im Namen der Nachhaltigkeit Land- und Menschenrechte zu gefährden”, so die afrikapolitische Referentin bei Misereor, Selina Wiredu.