Ein große Mehrheit der deutschen Internetnutzer hält Desinformation einer Studie zufolge für eine Gefahr für die Demokratie. Potenzial zu Beeinflussung sehen sie aber vor allem bei anderen – und seltener bei sich selbst.
Über 80 Prozent der Internetnutzer in Deutschland fürchten offenbar, dass Menschen durch politische Desinformation radikalisiert werden. Dass sie selbst auf Desinformation hereinfallen könnten, macht hingegen weniger als halb so vielen Menschen Sorgen (39 Prozent) – das ergab eine Studie im Auftrag der Landesmedienanstalt Nordhein-Westfalen, die am Donnerstag in Düsseldorf veröffentlicht wurde. Im Januar, also kurz vor der Bundestagswahl, hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa über 1.000 Internetnutzer unter anderem zu ihrer Einstellung zum Thema Desinformation befragt.
Fast 90 Prozent der Befragten fürchten demnach, dass die Gefahr von Desinformation durch den technischen Fortschritt, also beispielsweise durch Künstliche Intelligenz, größer wird und die Wahlentscheidung anderer Menschen beeinflusst. 80 Prozent halten Desinformation daher für eine Gefahr für die Demokratie. Der Anteil der Menschen, die sich sorgen, selbst auf Desinformation hereinzufallen, sank im Vergleich zu den Vorjahren aber und liegt jetzt erstmals unter 40 Prozent.
Auch bei der Frage, ob Desinformation Wahlentscheidungen beeinflussen könnte, trauen sich viele der Befragten mehr zu als anderen. 78 Prozent der vor der Bundestagswahl im Februar 2025 Befragten fürchteten, dass deren Ergebnisse durch Desinformation beeinflusst werden könnte. Dass sie aufgrund von Desinformation selbst unsicher seien, welcher Partei sie ihre Stimme geben sollten, gaben hingegen nur weniger als zehn Prozent an.
Als verantwortlich für Desinformation sehen gut zwei Drittel der Befragten ausländische Regierungen und Politiker, gefolgt von Aktivisten und Protestgruppen sowie Bloggern und Influencern (je 60 Prozent). Deutschen Politikern und Parteien außerhalb der Bundesregierung trauen knapp die Hälfte die Verbreitung von Desinformation zu, ausländischen Medien knapp 40 Prozent. 28 Prozent sehen auch deutsche Medien und Journalisten als Absender von Desinformation, gefolgt von Wirtschaftsunternehmen (25 Prozent) und der Bundesregierung (17 Prozent).
Als Strategien, um dem Problem zu begegnen, nennt über die Hälfte der Befragten die Sperrung von Absendern falscher Informationen im Internet. 51 Prozent plädieren dafür, die bewusste Verbreitung von Desinformation unter Strafe zu stellen und Faktenchecks einzusetzen. Das Vertrauen, dass Plattformbetreiber sich um das Problem kümmern, wenn man derartige Inhalte an sie meldet, ist im Vergleich zum Vorjahr zudem deutlich gesunken: von 49 auf 41 Prozent.