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Studie: Immer mehr Bewerber springen kurz vor Ausbildungsstart ab

“Ghosting” ist ein zunehmendes Problem für Betriebe, die Lehrlinge ausbilden. Geeignete Bewerber verabschieden sich immer häufiger auf Nimmerwiedersehen. Das verschärft den Fachkräftemangel.

Immer mehr Betriebe in Deutschland berichten, dass geeignete Bewerber kurz vor Start ihrer Ausbildung abspringen. Betroffen sei inzwischen jeder vierte Betrieb mit unbesetzten Ausbildungsplätzen. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg hervor. Insgesamt hätten 51 Prozent aller Ausbildungsbetriebe 2023 nicht mehr alle Lehrstellen besetzen können, 2013 seien es erst 29 Prozent gewesen.

Großbetriebe mit mehr als 500 Beschäftigten seien von dem Problem besonders betroffen, aber auch 28 Prozent der Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten. Im Zehnjahresvergleich habe sich die Lage deutlich verschärft. Unter den Branchen haben der Studie zufolge vor allem das Finanz- und Versicherungswesen sowie Betriebe in den Bereichen Verkehr, Information und Kommunikation mit “Ghosting” zu kämpfen, also dass Bewerber um Ausbildungsplätze ohne sich abzumelden verschwinden.

“Die Ergebnisse verdeutlichen, wie sehr sich der Ausbildungsmarkt von einem Anbieter- zu einem Bewerbermarkt gewandelt hat”, erklärte Co-Autorin Margit Ebbinghaus. IAB-Forscherin Barbara Schwengler sagte, durch das Phänomen entstünden den Betrieben hohe Kosten. Investitionen in die Rekrutierung gingen verloren. Außerdem bestehe die Gefahr, dass Stellen zu Beginn eines Ausbildungsjahres nicht mehr rechtzeitig besetzt werden und so keine Fachkräfte qualifiziert werden könnten.

Die Studie lässt sich auf der Internetseite nachlesen. Sie trägt den Titel: “Doch lieber woanders hin”.