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Studie: Gesundheitsbeschäftigte sind auch nach Corona stark belastet

Die psychische Belastung von Fachkräften im Gesundheitswesen ist nach einer Studie der Privaten Hochschule Göttingen (PFH) und anderer Hochschulen auch nach der Corona-Pandemie unverändert hoch. Besonders Pflegefachkräfte wiesen erhöhte Symptome von Stress, Angst und Depression auf, teilte die PFH am Montag mit. Dabei fühlten sich die Befragten subjektiv am meisten betroffen von strukturellen Problemen wie Personalmangel und unzureichender Wertschätzung. „Die Ergebnisse sind besorgniserregend, auch angesichts des weiter zunehmenden Mangels an Pflegefachkräften“, sagte Stephan Weibelzahl, Professor für Psychologie an der PFH und einer der Co-Autoren der Studie.

Für die Studie hat ein Team aus Wissenschaftlern der PFH, der Universität Wien und der Fernuniversität Hagen die psychische Gesundheit von Gesundheitsfachkräften in Deutschland und Österreich während der Corona-Pandemie über die Jahre 2020 bis 2022 untersucht. Dabei wurden Daten von 421 Fachkräften aus dem Gesundheitswesen mit früheren Umfragen aus den Jahren 2021 und 2020 verglichen.

„Beim Vergleich der drei Berufsgruppen Ärztinnen und Ärzte, Rettungskräfte und Krankenschwestern sowie -pflegern war in unserer Studie das Pflegepersonal zu jedem Zeitpunkt am stärksten psychisch belastet“, erläuterte Julia Reiter, Co-Autorin der Studie von der Universität Wien. „Das heißt, es zeigte deutlich mehr Symptome von Angststörungen und Depression und hatte insgesamt eine schlechtere psychische Gesundheit als die anderen Teilnehmenden.“ Während beispielsweise 24 Prozent der Ärztinnen und Ärzte von mittleren oder schweren Symptomen von Depression berichtet hätten, seien es bei den Pflegekräften 36 Prozent gewesen.

Insgesamt unterstreicht die Studie nach Ansicht der Autoren die dringende Notwendigkeit für Arbeitgebende, effektive Maßnahmen zur Unterstützung der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu ergreifen und eine unterstützende Arbeitskultur zu fördern. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die wahrgenommene Arbeitskultur eine Rolle für die psychische Gesundheit und das Hilfesuchverhalten der Mitarbeitenden spielt. Mitarbeitende benötigen eine Kultur, die offene Kommunikation und Anerkennung der Arbeitsbelastung fördert, mit einer geringeren psychischen Belastung verbunden ist und erleichtert, die Hilfe in Anspruch zu nehmen“, betonte Weibelzahl.