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Studie: Deutschlands Städte stehen unter hohem Veränderungsdruck

Deutschlands Großstädte wachsen weiter – auch durch Zuzug aus dem Ausland. Sie altern weniger schnell als andere Kommunen. Zugleich wandern vor allem Familien ins Umland ab.

Mehr Einwohner, deutliche Alterung und wachsende Internationalisierung: Deutschlands Großstädte stehen nach einer neuen Studie unter großem Veränderungsdruck. Nach einer am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Untersuchung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) verzeichnen alle der mehr als 50 untersuchten Großstädte einen Bevölkerungszuwachs und dabei auch Zuwanderungsgewinne aus dem Ausland.

“Insgesamt lebten 2021 rund 7 Prozent mehr Menschen in den Großstädten als 2011”, heißt es. Überdurchschnittlich stark wuchsen die größten Städte, aber auch viele kleinere Großstädte in Süddeutschland. Insgesamt rund 20 Prozent der Einwohner der Großstädte hatten 2021 keine deutsche Staatsangehörigkeit. Hier gab es allerdings eine große Variationsbreite zwischen den Städten.

Trotz dieses allgemeinen Bevölkerungswachstums verloren die meisten Städte laut Studie durch Binnenwanderung auch Bevölkerung an das direkte Umland. Zu den Abgewanderten zählten viele Familie.

Die Alterung der Bevölkerung trifft auch die Großstädte – wegen der Zuwanderung aus dem Ausland allerdings weniger stark als im deutschen Durchschnitt. Der Anteil von Menschen ab 85 Jahren nahm gegenüber 2011 um fast 30 Prozent zu. Im Vergleich zu 2011 stieg aber auch die Anzahl von Kindern und Jugendlichen deutlich an, in den ostdeutschen Städten um 29 Prozent.

Die Zahl der Einpersonenhaushalte und der Haushalte mit fünf und mehr Personen stieg deutlich an, die der kleinen Haushalte um 9 Prozent, die der großen Haushalte um 15 Prozent. Der Arbeitslosenanteil und der Anteil der in Gemeinschaften, die Sozialhilfen beziehen, lebenden Personen variierten beträchtlich, wobei süddeutsche Städte geringe Anteile aufwiesen. Hohe Anteile haben dagegen die Städte im Ruhrgebiet.

Der Bevölkerungszuwachs betrifft der Studie zufolge besonders Stadtteile, die ohnehin von einer hohen Fluktuation geprägt sind und als “Ankunftsquartiere” eine wichtige Funktion für die Integration von Zuwandernden spielen. Die Forschenden fanden zudem heraus, dass sich die soziale Ungleichheit in den vergangenen zehn Jahren verstärkt hat – gemessen am Arbeitslosenanteil und am Anteil der in Bedarfsgemeinschaften mit Sozialhilfe lebenden Menschen. In einigen Stadtteilen leben inzwischen mehr als 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Familien und Gemeinschaften, die Sozialhilfe beziehen.

Für die Studie wurden die Daten von 55 Städten – darunter 52 Großstädte – ausgewertet. Alle Städte über 250.000 Einwohnerinnen und Einwohnern sind an dem Projekt beteiligt.