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Studenten ab 65

Senioren bleiben bei steigender Lebenserwartung länger aktiv

Der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, konnte die 13. Bevölkerungsvorausberechnung in diesem Jahr gleichsam in eigener Person bestätigen. Thema war die „Generation 65+ in Deutschland“. Ja, er fühle sich gesundheitlich fit und wolle die anstehende dritte Lebensphase aktiv gestalten, bekannte der 65-Jährige. Das trifft für gut drei Viertel der 17 Millionen Menschen in Deutschland zu, die vor 1950 geboren wurden. Viele von ihnen wollen weiter erwerbstätig bleiben. Die gewonnenen Jahre führen aber auch zu mehr Krankenhausaufenthalten und Pflegefällen.

Bei Älteren traditionelle Rollenverteilung

Der politische und gesellschaftliche Einfluss der Senioren dürfte weiter steigen. Bei der Bundestagswahl 2013 stellten die über 60-Jährigen bereits ein Drittel der Wahlberechtigten, und 75 Prozent machten von ihrem Recht Gebrauch. Bis 2060 wird sich der Anteil der „Generation 65+“ in Deutschland von derzeit 21 auf 33 Prozent erhöhen. Damit ist der Anteil im EU-Vergleich nach Italien schon jetzt am höchsten. Wer heute 65 Jahre alt ist, wird durchschnittlich 82 Jahre und sechs Monate (Männer) beziehungsweise 85 Jahre und neun Monate (Frauen).
In den teilweise deutlichen Unterschieden zwischen den Geschlechtern zeigen sich noch traditionelle Rollenverteilungen, aber auch die Folgen der letzten Weltkriegsgenerationen. So lag der Anteil der Frauen unter den Senioren 2013 bei 57 Prozent, und sie lebten mehr als doppelt so häufig allein. Insgesamt wohnten 2014 ein Drittel der über 64-Jährigen in einem Einpersonenhaushalt.
Im Gesundheitswesen führt die Alterung der Gesellschaft zu einem Anstieg der Zahl stationär behandelter Patienten ab 65 Jahren: um ein Viertel in zehn Jahren. 2013 stellten sie mit 8,3 Millionen 43 Prozent aller Behandlungsfälle. Die Zahl der Pflegefälle wuchs auf 2,2 Millionen. Zwei Drittel von ihnen wurden zu Hause versorgt.
Bei der Versorgung finanzierten 2014 neun von zehn Senioren ihren Lebensunterhalt wesentlich durch Rente oder Pension. Jede vierte ältere Frau in einer Paargemeinschaft war aber auf die Einkünfte ihres Ehe- oder Lebenspartners angewiesen. 73 Prozent dieser Frauen hatten ein persönliches Einkommen von unter 900 Euro monatlich.

Geschichte und Philosophie sind beliebt

Rund 15 Prozent der „Generation 65+“ waren armutsgefährdet. Dazu zählen Personen, deren Nettoeinkommen 2013 unter 979 Euro lag; vorhandenes Vermögen wie Grundeigentum bleibt dabei unberücksichtigt. Die Quote der Armutsgefährdeten lag damit unter dem Bundesdurchschnitt. Die Zahl der Senioren, die auf Grundsicherung angewiesen sind, verdoppelte sich aber in den vergangen zehn Jahren auf knapp 500 000 zum Jahresende 2013.
Die Senioren sind inzwischen wesentlich aktiver als früher. Unter den 65- bis 69-Jährigen verdoppelte sich binnen zehn Jahren die Zahl der Erwerbstätigen auf 14 Prozent. Fast die Hälfte von ihnen sind selbstständig. Auch der Bildungshunger wächst offenbar: Rund 667 000 Kursbelegungen entfielen 2013 auf Senioren. Mit 14 200 Gasthörern an Hochschulen im Wintersemester 2014/2015 stellten sie immerhin 42 Prozent aller Gäste – am beliebtesten waren Geschichte und Philosophie. Insgesamt verbrachten die Älteren 2013 über 50 Stunden pro Woche mit Freizeitaktivitäten, davon 28 Stunden mit „kulturellen Aktivitäten“ und 18,5 vor dem Fernseher. Zudem kommen jene Jahrgänge ins Rentenalter, die die Anfänge der digitalen Revolution miterlebten. So nutzen inzwischen 57 Prozent der über 64-Jährigen einen Computer. Für knapp die Hälfte gehören E-Mail und Internet zum Alltag.

Wachsende Mobilität im Straßenverkehr

Eine Gefährdung geht mit einer wachsenden Mobilität im Straßenverkehr einher. Zwar sinkt die Zahl der Verkehrstoten seit 20 Jahren kontinuierlich. Allerdings hat sich der Anteil von Senioren an den Verkehrstoten seit 1994 mit 29 Prozent fast verdoppelt. Sie haben zwar durchschnittlich weniger Unfälle, dafür sind die Folgen aber schwerer. Und mit wachsendem Alter sind sie auch öfter Hauptschuldige: Bei den über 75-Jährigen ist dies bei drei von vier PKW-Unfällen mit Personenschaden der Fall.