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Streit um Wehrdienst in Israel – Autobahn blockiert

Neun festgenommene Randalierer, drei verletzte Beamte. So lautet die Bilanz der israelischen Polizei nach Protesten strengreligiöser Juden. Sie wollen nicht zur Armee.

Strengreligiöse Juden haben laut Polizeiangaben am Dienstagabend eine Autobahn nahe der Stadt Bnei Brak blockiert, um gegen die Einführung der Wehrpflicht für Ultraorthodoxe in Israel zu protestieren. Laut einem Bericht der Zeitung “Haaretz” handelte es sich bei den Demonstranten um Mitglieder der radikalen ultraorthodoxen “Jerusalem-Fraktion”. Die Autobahn konnte erst nach drei Stunden wieder geöffnet werden.

Hintergrund der Proteste ist Medienberichten zufolge eine Ankündigung der Armee von Dienstagabend, dass sie am Sonntag tausende von Einberufungsbescheiden an ultraorthodoxe Männer versenden werde. Es wird demnach erwartet, dass rund 6.000 dieser Männer einberufen werden. In der Nacht zu Dienstag hatten ultraorthodoxe Männer in Bnei Brak bereits zwei ranghohe Offiziere der israelischen Armee angegriffen. Sie hatten sich mit einem Rabbiner getroffen, der den Einzug strengreligiöser Männer in die israelische Armee befürwortet.

Der frühere sephardische Oberrabbiner Jitzchak Josef forderte unterdessen laut einem Bericht der Zeitung “Times of Israel” (Mittwoch) eine Wehrpflichtbefreiung für alle “Söhne der Torah”. In der Armee gebe es weibliche Soldaten, Gotteslästerung und schreckliche Dinge, weshalb man dort nicht hingehen solle. Die Zeitung bezieht sich dabei auf ein Interview, das Josef zuvor dem Sender “Kan” gegeben hatte.

Die Wehrpflicht von ultraorthodoxen Männern (Haredim) sorgt seit langem Streit in Israel. Zuletzt hatte das oberste Gericht geurteilt, dass es für eine allgemeine Wehrpflichtbefreiung für Haredim keine Rechtsgrundlage gebe. Die Generalstaatsanwaltschaft ordnete daraufhin die umgehende Rekrutierung von 3.000 Haredim an. Medienberichten zufolge gelten rund 67.000 Ultraorthodoxe als wehrdienstfähig.