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Staatsexamen oder Quereinstieg: Wege ins Pfarramt

Ob Staatsexamen oder im Quereinstieg über den berufsbegleitenden Masterstudiengang: Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Pfarrerin oder Pfarrer zu werden. Wir geben einen Überblick.

Der Pfarrberuf ist sehr vielfältig. Von Gemeindearbeit, Seelsorge und Jugendarbeit ist alles dabei
Der Pfarrberuf ist sehr vielfältig. Von Gemeindearbeit, Seelsorge und Jugendarbeit ist alles dabeiepd-Bild / Jens Schulze

Wer Pastorin oder Pastor werden möchte, dem stehen mittlerweile mehrere Wege offen. Klassischerweise besteht die Ausbildung aber aus zwei Teilen. Einem Hochschulstudium in Evangelischer Theologie und einem Vikariat. Beides zusammen wird mit einem Examen abgeschlossen. Zulassungsbeschränkungen gibt es bei dem Studium in der Regel nicht, das Abitur als Voraussetzung ist ausreichend.

Damit sind angehende Pastorinnen und Pastoren aber noch nicht ganz am Ziel, denn nach Vikariat und dem zweiten Theologischen Examen geht es in den Probedienst. Absolventen bewerben sich bei der zuständigen Landeskirche um eine entsprechende Probedienststelle. Erst danach entscheidet sich, ob eine Pfarrerin oder ein Pfarrer endgültig übernommen werden. Die Chancen darauf stehen im Moment in allen Landeskirchen sehr gut.

Theologiestudium ist sehr breit aufgestellt

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) informiert im Internet ausführlich über den Weg ins Pfarramt. Dort wird unter anderem Professor Torsten Meireis, Professor für Ethik an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, zitiert. „Wenn man neugierig ist und wissen will, wie die Dinge zusammenhängen, dann ist Theologie eine spannende Wahl“, betont er. Theologie habe auch denjenigen etwas zu bieten, die gar nicht wissen, ob das Pfarramt etwas für sie ist. „Es gibt an deutschen Universitäten eigentlich kein Studium mehr, das so breit aufgestellt ist wie die Theologie.

Auch wenn die Sprachen vielleicht eine Hürde darstellen mögen, sind die Anforderungen in der Regel zu bewältigen. Wer sich darauf einlässt, bekommt eine Allgemeinbildung, die von Philosophie über Ethik und Textauslegung bis hin zu sozialen und politischen Fragen der Gegenwart reicht“, so der Professor im Gespräch, das auf der Homepage zu lesen ist.

Unterschiedliche Motivationen führen zum Theologie-Studium

Es gebe verschiedene Arten von Menschen, die Theologie studieren. Da seien einerseits diejenigen, die „christlich aufgewachsen sind, vielleicht aus Pfarrfamilien kommen oder in der Kinder- und Jugendarbeit tätig waren“. Die kämen bereits mit einer klaren Vorstellung, wie das Gemeindeleben aussieht, und wüssten, dass sie gern dort arbeiten möchten.

„Dann gibt es Studentinnen und Studenten, die Theologie im Nebenfach studieren, weil sie gemerkt haben, dass die Religion vielleicht doch eine größere Rolle in unserer modernen Welt spielt, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Diese Menschen wollen vielleicht nicht unbedingt ins Pfarramt, aber sie finden die gesellschaftlichen Fragen dahinter spannend“, so Meireis. Und dann gebe es noch die „Sucherinnen und Sucher“. „Die haben vielleicht Berührungsängste mit dem Pfarramt, aber sie finden das Sinnangebot der Theologie spannend.“

Berufsbegleitend Theologie studieren mit „Master of Theological Studies“

Schwerpunkt des Theologiestudiums mit dem Ziel Erstes Theologisches Examen ist die theoretische Auseinandersetzung mit Glaubensfragen, bei der die Praxis erstmal eine untergeordnete Rolle spielt. Der Inhalt ist breit gefächert und umfasst Philosophie, Ethik, Philologie, Pädagogik, Rhetorik, Textauslegung sowie soziale und politische Fragen.

Neben dem klassischen Studium mit dem Ziel des Theologischen Examens kann man seit dem Wintersemester 2020/2021 auch einen Master in Theologie machen. „Master of Theological Studies“ heißt der Studiengang, der extra für Menschen entwickelt wurde, die bereits ein anderes Studium absolviert und mindestens fünf Jahre Berufserfahrung in ihrem Beruf gesammelt haben. Der Master dauert drei Jahre und eröffnet ebenfalls den Weg ins Vikariat. Der Studiengang wird zum Teil auch als berufsbegleitendes Fernstudium angeboten und spricht damit dann besonders Menschen an, die schon fest im Berufsleben stehen, aber noch einmal die Richtung ändern wollen.

Das Interesse der Kirche an diesen Quereinsteigern ist groß, denn sie bieten häufig andere Perspektiven und Blickwinkel durch ihre vorangegangenen Berufe und stellen so eine Bereicherung für das Profil des Pfarrberufs dar. Studium, Vikariat, Probedienst – das mag für alle gleich sein, für den Pfarrberuf als solchen gilt dann aber: Keine Stelle ist wie die andere. Die konkreten Aufgaben in diesem Beruf unterscheiden sich oft sehr voneinander. Je nach Stelle gehörten Gottesdienstgestaltung, pädagogische Arbeit, Seelsorge und vieles mehr dazu. Hinzu kommt bei Pfarrerinnen und Pfarrern in den Gemeinden meist Leitungsverantwortung, entweder für die ganze Gemeinde oder einen Arbeitsbereich. Außerdem arbeiten sie häufig eng zusammen mit zahlreichen Ehrenamtlichen und Personen in anderen kirchlichen Berufen.

Weitere Infos unter: Überblick – Beruf trifft Kirche