Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat die Politik der AfD als „nicht vereinbar mit dem christlichen Menschenbild“ kritisiert. Die ausländerfeindliche, antidemokratische und nationalistische Grundhaltung der in mehreren Bundesländern als rechtsextremistisch eingestuften Partei stehe christlichen Werten und denen einer demokratischen Gesellschaft entgegen, sagte Wiesemann am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz des Bistums Speyer.
Personen, die die Werte der AfD guthießen, dürften „keine Verantwortung in der Kirche tragen“, sagte der Bischof. In einem „Epochenwechsel“, der durch Kriege, Krisen, Klimawandel und deren soziale Folgen geprägt sei, wolle die katholische Kirche ein „Segensort inmitten der Welt“ sein. Dabei werde das Bistum Speyer weiter auf dem Weg hin zu einer synodalen Kirche gehen, in der alle Gläubigen mitberaten und entscheiden sollten, sagte Wiesemann. Das Bistum werde sich stark machen für eine deutliche Aufwertung der Rolle der Frauen, etwa in Weiheämtern, sowie sich um eine veränderte kirchliche Sexualmoral bemühen.
Wiesemann sprach sich erneut für eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre aus, die eine Segnung aller Menschen, auch wiederverheirateter Paare und gleichgeschlechtlicher Paare, ermöglichen solle. Er regte zur Lösung drängender Fragen in der katholischen Kirche ein Konzil an.
In diesem Jahr starteten im Bistum umfangreiche Sparprozesse, bis 2030 werde der Haushalt um 15 Prozent (30 Millionen Euro) abgesenkt, informierte Generalvikar Markus Magin. Vor dem Hintergrund stark sinkender Mitgliederzahlen und damit einhergehender rückgängiger Kirchensteuereinnahmen werde das Bistum Schwerpunkte setzen, etwa in der Seelsorge und der Suche nach neuen Formen, um Menschen für den Glauben und die Kirche zu gewinnen. Schätzungsweise 9.000 Katholikinnen und Katholiken sind vergangenes Jahr im Bistum Speyer aus der Kirche ausgetreten.
Die finanziellen Spielräume würden immer geringer, machte Diözesanökonom Peter Schappert deutlich. Das Bistum rechne für 2024 mit einem Haushaltsminus von sieben Prozent: Erträgen von 161.000 Millionen Euro stünden Gesamtausgaben von 169 Millionen Euro gegenüber. Die meisten Gelder flössen in Kirchengemeinden, Kindertagesstätten und Pflichtaufgaben wie die Gebäudeinstandhaltung sowie in den Caritasverband und die karitativen Fachverbände.
Ein weiterer Schwerpunkt bleibe die konsequente Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch, betonte Magin. Stand Januar seien im Bistum insgesamt 276 Personen von Missbrauch betroffen gewesen, 143 Täter oder Täterinnen gab es demnach. Derzeit gebe es zwei laufende Verfahren, insgesamt habe das Bistum rund 2,6 Millionen Euro für Leistungen an Betroffene gezahlt.