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SPD-Politikerin Esken kritisiert Kampagnenjournalismus

Mehr Sorgfalt und Tiefe wünscht sich die scheidende SPD-Vorsitzende Saskia Esken in der Berichterstattung. Was aus ihrer Sicht falsch läuft, veranschaulicht sie an persönlichen Beispielen.

Die scheidende SPD-Vorsitzende Saskia Esken kritisiert einen Hang zu Kampagnen in der Presse und in Sozialen Medien. Beispielhaft verwies Esken in einem Interview der “taz” (Donnerstag) auf ein Gespräch, das Journalisten mit ihrer Parteifreundin und designierten Nachfolgerin Bärbel Bas geführt hatten. Dabei sei Bas gefragt worden, ob sie die Kandidatur von Lars Klingbeil zum Parteivorsitzenden unterstütze. “Sie sagte Ja. Und hat darauf gewartet, dass man sie fragt, ob sie meine Kandidatur unterstützt.” Diese Frage sei nicht gestellt worden. “Daraus wurde gemacht: Bas schweigt zu Esken. Das ist eine miese Tour.”

Ein anderes Mal kursierte laut Esken im Internet die Behauptung, sie habe in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz gesagt, man solle den Attentäter, der auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sechs Menschen getötet hat, nicht verurteilen, sondern Verständnis zeigen. “Das war alles erfunden”, so die Politikerin. “Es gab weder das Zitat noch die Lanz-Sendung.” Das Recherchenetzwerk Correctiv habe dies aufgedeckt. Aber dann sei eine solche Geschichte schon in der Welt. “Das kann man mit Gegendarstellungen nur bedingt korrigieren. Das ist Jagd.”

Grundsätzlich beklagte Esken einen Hang zu oberflächlicher Berichterstattung. “Es gibt so viele wichtige Themen, über die wir dringend sprechen müssen. Wie kriegen wir es hin, die Rechtsradikalen wieder aus dem Parlament zu drängen? Wie stärken wir Demokratie und Zusammenhalt, wie entwickeln wir ein gutes Standing für Deutschland und Europa? Stattdessen redet man über Personalien.”