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SPD-Abgeordneter Michael Roth: Politik kann süchtig machen

Vor knapp drei Jahren machte der SPD-Außenexperte Michael Roth seine psychische Erkrankung öffentlich. Für den neuen Bundestag kandidiert er nicht mehr und freut sich auf das Leben “danach”.

Nach Ansicht des scheidenden SPD-Bundestagsabgeodneten Michael Roth kann Politik süchtig machen. Für ihn werde die kommende Zeit “eine Art Entzug”, sagte Roth in einem Interview des Berliner “Tagesspiegels” (Freitag). Es sei für ihn aber zugleich “ein beglückendes Gefühl, dass mich niemand gezwungen hat, zu gehen”. Er habe zu viele Politiker erlebt, die den richtigen Zeitpunkt verpasst hätten.

2022 hatte Roth seine psychische Erkrankung öffentlich gemacht. Nach 27 Jahren als Berufspolitiker scheidet er nun aus dem Bundestag aus. Es sei für ihn Schwerstarbeit gewesen, wieder zu lernen, “einfach mal eine Stunde aufs Meer zu schauen oder auf eine Berglandschaft, eine Stunde Rad zu fahren, zu wandern, ohne ständig aufs Handy zu blicken”.

Politik könne krank machen, so Roth, wenn “man sich zum Spielball der politischen Mächte und der Medien macht. Wenn man sich nicht mehr die Zeit zum Nachdenken, zur Reflexion nimmt. Wenn Politik zu einer Ausrede wird, um den wichtigen Dingen des Lebens auszuweichen”, so Roth. Für ihn sei es kein gutes Zeichen, wenn junge Kollegen stolz auf Instagram über ihre 100-Stunden-Woche posten oder die 17 Termine am Wochenende.