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Sozialverband HH fordert mehr Polikliniken und Gesundheitszentren

Der Hamburger Senat sollte nach Meinung des Sozialverbands Deutschland (SoVD) den Aufbau von Polikliniken und Gesundheitszentren weiter vorantreiben. Alle Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt bräuchten ein gut gespanntes Netz an medizinischer Versorgung, in Quartieren mit niedrigem sozialem Status sei das Angebot an Ärzten aber äußerst löchrig, sagte Klaus Wicher, Vorsitzender des Hamburger SoVD-Landesverbands, laut Mitteilung von Freitag. Seine Forderung: Dort, wo der Ärztemangel am größten ist, sollten neue medizinische Versorgungszentren aufgebaut werden. In ihnen könnten verschiedenste Fachrichtungen unter einem Dach praktizieren. Erfolgreiche Vorbilder seien die Poliklinik auf der Veddel, der Gesundheitskiosk in Billstedt und das Medizinische Versorgungszentrum in Mümmelmannsberg.

Wicher befürchtet, dass das von der Bundesregierung geplante neue Primärarztsystem die Situation in den von Ärztemangel betroffenen Quartieren verschärfen könnte. Es sieht vor, dass Patientinnen und Patienten in Zukunft zuerst eine Hausarztpraxis aufsuchen müssen, bevor sie einen Facharzttermin bekommen. Etwa ein Drittel der Hausärztinnen und -ärzte werde zudem in absehbarer Zukunft in den Ruhestand gehen.

Hamburg müsse die Kassenärztliche Vereinigung (KV), die für die Zulassung von Arztsitzen in der Stadt zuständig ist, mehr unter Druck setzen, forderte der SoVD Hamburg. „Der Senat muss sich auf die neuen Bedingungen in der Gesundheitsversorgung einstellen. Dies wird nur möglich sein, wenn die Stadt gemeinsam mit der KV schnell für Abhilfe vor allem in den Quartieren sorgt, in denen viele Menschen um die wenigen Arzttermine regelrecht kämpfen müssen“, erklärte Wicher. Sollten sich nicht schnell Verbesserungen einstellen, würden Menschen von Gesundheitsangeboten ausgeschlossen und so „schuldlos durch unser soziales Netz rutschen“.