Immer mehr von Gewalt betroffene Männer in Deutschland suchen sich offenbar Hilfe. So wurden im vergangenen Jahr 421 Männer als Betroffene bei einer Männerschutzeinrichtung (MSE) registriert, wie die Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) am Freitag in Dresden mitteilte. Das entspreche einem Plus von rund 67 Prozent zum Vorjahr (251 Männer). Deutschlandweit gibt es derzeit zwölf derartige Einrichtungen.
Von den Betroffenen fanden demnach im vergangenen Jahr 99 (23 Prozent) vorübergehenden Schutz in einer solchen Einrichtung. Das seien 19 Männer mehr als im Vorjahr – bei einem gleichzeitigen Anstieg der verfügbaren Plätze von 29 auf 41. Dementsprechend sei auch die Anzahl der Männer, die aus Platzmangel abgewiesen werden mussten um fast 20 Prozent auf 61 Personen gesunken. Die meisten Männer seien entweder auf eigene Initiative (28,3 Prozent) oder durch Vermittlung einer Beratungsstelle (26,3 Prozent) in eine Einrichtung gezogen. Weitere Zugangswege zu MSE seien etwa Männerschutz-Netzwerke (12,1 Prozent), die Polizei (8,1 Prozent), Jugend- und Sozialämter (7,1 Prozent) oder auch die Familie (5,1 Prozent) gewesen.
Von den 99, die zeitweise in eine MSE eingezogen sind, waren die meisten (25 Personen) demnach zwischen 30 und 39 Jahre alt, 21 Bewohner zwischen 20 und 29 Jahren sowie 11 Bewohner 18 oder 19 Jahre. Über 60 Jahre waren 8 Männer; bei einem sei das Alter unbekannt gewesen. Über die Hälfte der Bewohner (53,5 Prozent) habe die deutsche Staatsangehörigkeit besessen. Im Bezug auf die Aufenthaltsdauer blieb genau ein Drittel bis zu einem halben Jahr, knapp ein Viertel bis zu drei Monaten und rund 20 Prozent bis zu einem Monat. Nach einer Woche zogen etwa 13 Prozent wieder aus, hingegen lebten gut 8 Prozent sogar bis zu einem Jahr in einer Einrichtung.
Unterschiedlich sei auch die Art von Gewalt, die die Männer zuvor erfuhren, wobei es bei vielen mehrere Gewaltformen kombiniert seien. Fast alle MSE-Bewohner (97 Prozent) berichteten demnach, psychische Gewalt erlitten zu haben, rund 72 Prozent gaben auch körperliche Gewalt an. Etwa 7 Prozent berichteten demnach, Opfer sexualisierter Gewalt geworden zu sein. In knapp der Hälfte der Fälle (45,2 Prozent) sei die Gewalt von der Partnerin oder dem Partner ausgegangen, in 20 Prozent der Fälle von einem oder beiden Elternteilen. Rund 6 Prozent berichteten von Gewalt durch Geschwister, zwei Männer erfuhren demnach Gewalt durch eigene, erwachsene Kinder.