LEMGO/KREIS LIPPE – Integration, Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Unterstützungsbedarf – soziale Projekte dieser Art in der Region unterstützt der Förderverein Diakonie in der Lippischen Landeskirche. Für diese Arbeit stehen Spenden sowie die Hälfte der jährlichen Adventssammlung zur Verfügung. Es wurden im vergangenen Jahr insgesamt 27 500 Euro ausgeschüttet.
5000 Euro flossen in ein Projekt zur Aufarbeitung der Euthanasie während der NS-Diktatur, von der auch diakonische Einrichtungen betroffen waren. Auf der Mitgliederversammlung des Fördervereins im Juli konnte Vorstandsvorsitzender Bartolt Haase dazu unter anderem Diplom-Sozialarbeiterin Claudia Baumhöfener und Aileen Reineke von der Stiftung Eben-Ezer im Gemeindehaus St. Marien in Lemgo begrüßen. Sie berichteten, dass am 8. April 1937 aus Eben-Ezer 64 Bewohnerinnen und Bewohner in die Provinzial-Heil-und Pflegeanstalt Warstein verlegt und von dort aus in einer der „Tötungsanstalten“ des Reichs ermordet wurden. Nachweislich wurden aus Eben-Ezer 36 Personen zu Opfern der „Euthanasie“.
Seit Oktober 2017 findet zu dieser Thematik an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld-Bethel das Wahlmodul „Historische Erkundungen am Beispiel der Eugenik im Nationalsozialismus – eine Aufarbeitung in der Stiftung Eben-Ezer“ statt. Neben Studierenden der Fachhochschule nehmen Studierende und Mitarbeitende der Stiftung Eben-Ezer daran teil. Sie haben die Geschichte des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ erforscht, das am 1. Januar 1934 in Kraft trat und Grundlage für die Zwangssterilisation und Euthanasie wurde.
Seminarteilnehmer haben im historischen Archiv von Eben-Ezer einzelne Akten der Opfer ausgewertet und deren Biographien erarbeitet, die in der Abschlussveranstaltung vorgestellt wurden (siehe Hinweis unten). Weiterhin ist geplant, eine Opferbiographie in Kooperation mit der Hochschule OWL als Film medial aufzuarbeiten. Die Seminarergebnisse sollen Mitarbeitenden der Stiftung Eben-Ezer in Kombination mit einer Fahrt nach Warstein vermittelt werden.
Weitere geförderte Projekte sind: die Schulung von Seniorenbegleitern über das Mehrgenerationenhaus Lemgo und die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde St. Pauli Lemgo in Kooperation mit Diakonie ambulant, dem Diakonieverband Extertal und dem Mehrgenerationenhaus Silixen (5000 Euro); eine Bildungsreise von Menschen mit und ohne Behinderung der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde St. Johann Lemgo in Kooperation mit der Stiftung Eben-Ezer, dem Evangelischen Pilgerzentrum Jerusalem (EKD) und Biblische Reisen (2500 Euro); „Arbeit statt Strafe“ – Erprobung zur Begleitung von Menschen in Kirchengemeinden im Rahmen der Ableistung von Sozialstunden der Stiftung Herberge zur Heimat in Kooperation mit dem Freundeskreis Gefängnisseelsorge und der Klasse Süd (15 000 Euro). Hier trägt 50 Prozent der Kosten die Lippische Landeskirche und die anderen 50 Prozent stammen aus der Förderung durch den Verein. UK
Artikel teilen:
Soziale Teilhabe unterstützen
Der Diakonie-Förderverein der Lippischen Landeskirche fördert soziale Projekte in der Region. Eines davon wurde jetzt ausführlich vorgestellt: die Aufarbeitung der NS-Euthanasie in Eben-Ezer
