Das Bodensee-Vergissmeinnicht und die Bodensee-Strandschmiele sind Pflanzen, die auf der ganzen Erde einzig und allein am Bodensee vorkommen. Doch wie lange noch?
Artenschutz-Alarm am bayerischen Bodensee: Seltene Pflanzen, die nur an diesem Gewässer vorkommen, sind zumindest im Freistaat auf dem Rückzug. Das teilte das Bayerische Landesamt für Umwelt am Freitag in Augsburg nach einem Ortstermin von Fachleuten in Lindau mit. In der aktuellen Saison sind demnach die bayerischen Bestände des Bodensee-Vergissmeinnichts um gut die Hälfte zusammengebrochen. Die Bodensee-Strandschmiele habe man gar nicht mehr aufgefunden. Beide Arten seien endemisch, kämen weltweit also einzig am Bodensee vor.
In den vergangenen Jahren waren die Bestände dieser Pflanzen in Bayern laut Mitteilung angestiegen, unter anderem vermutlich wegen günstiger Wasserstände. Nun habe sich diese Entwicklung umgekehrt. “In einem gewissen Rahmen sind starke Bestandsschwankungen bei den stark spezialisierten Strandrasenarten nicht ungewöhnlich”, so das Umweltamt. “Gerade deshalb ist es enorm wichtig, genau zu verstehen, wie die Bestände der Strandrasenarten auf unterschiedliche Faktoren wie die Seespiegelschwankungen, Wetterereignisse, Freizeitnutzung, Treibholzanlandungen und andere reagieren.”
Beobachtet habe man, dass die Strandrasengesellschaften seit Jahrzehnten am bayerischen Bodenseeufer von Westen nach Osten wanderten. “Wahrscheinlicher Grund: Die Verlängerung des Rheinkanals bei Bregenz sorgt für eine veränderte Strömung und bringt mehr Treibholz in den Bereich Nonnenhorn und Wasserburg. Treibgut, das zu hoch aufliegt, erstickt jedoch den Strandrasen.” Diese Ablagerungen abzuräumen, zähle darum zu einer der Hilfsmaßnahmen für die Strandrasenarten am Bodensee.
Auch die aktuelle und klimawandelbedingt immer stärker um sich greifende Trockenheit macht den Pflanzen zu schaffen, wie es weiter hieß. Normalerweise seien sie jetzt im Frühjahr teilweise vom Wasser überspült. “Doch heuer ist der Wasserstand des Sees extrem niedrig und deshalb ein größerer Strandbereich für Besucher begehbar: mehr Trittbelastung für den Strandrasen.” Dass Menschen am Ufer teils Lagerfeuer entzündeten, gefährde die Flora zusätzlich.
Die Naturschützer hoffen nun nach eigenen Angaben, an Universitäten Interesse für Forschung zur endemischen Bodensee-Pflanzenwelt zu finden. Wichtig sei auch eine Fachkonferenz aller Anrainerstaaten, um Wissen über wirksame Schutzmaßnahmen auszutauschen.
Der Bodensee ist das größte Binnengewässer Deutschlands. Der Hauptteil gehört zu Baden-Württemberg, ein kleiner Part zu Bayern. Weitere Anrainerstaaten sind die Schweiz und Österreich.