Gadebusch. „Sie werden einander befragen, vielleicht irritieren, vielleicht erleuchten. Sie machen sich miteinander auf die Suche nach dem, was Glaube, was das Lob Gottes bedeutet.“ So beschrieb Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, seine Wünsche an die Aktion „Artist in Parish“ beim Eröffnungsgottesdienst am in Husum.
Luther und das Magnificat, der Lobgesang der Maria aus dem Lukasevangelium – das ist das Thema, das der Organisator, die Arbeitsstelle Reformationsjubiläum 2017 der Nordkirche, festgelegt hatte. Aus dem Sprengel Mecklenburg und Pommern hatte eine Jury die Gemeinden Semlow-Eixen bei Ribnitz-Damgarten (wir berichteten), Gadebusch und Mölln bei Stavenhagen ausgewählt. Und als Künstler aus MV arbeiten Christine de Boom und Christof Munzlinger (Klein Görnow bei Sternberg) auf Föhr.
Kunst aus Dingen, die andere wegwerfen
Seit dem 6. Juni ist in Gadebusch der Künstler m. u. kepno. zu Gast. Der 57-Jährige aus Rendsburg mit dem bürgerlichen Namen Matthias Kempendorf war bei den Auswahlgesprächen sofort der Wunschkandidat der Gadebuscher geworden. Angereist war der Künstler dann mit Farbbehältern, Bügeleisen, Instrumentenkoffern und einer großen Anzahl an Holzlatten. „Ich mache Kunst aus Dingen, die andere wegwerfen“, erzählte der gelernte Theologe beim Ausladen, und richtete sein Atelier einsehbar in der Königskapelle ein.
Bald wurde auch sichtbar, was es mit den Holzlatten auf sich hat: 40 sehr hohe, aber leicht zerbrechliche Stühle, alle mit einer Sitzfläche aus Pergamentpapier versehen, sind nun im Kirchenraum verteilt. Sogar hoch oben unter dem Gewölbe des Chores ist ein Stuhl in einer Luke so befestigt, als ob er gleich herabstürzen würde.
„Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl und erhebt die Niedrigen“ – diese Zeile aus dem Magnificat hatte m. u. kepno. zu den Installationen inspiriert. Während manche erwachsenen Besucher erst eine Interpretationshilfe brauchten, hatten Gruppen aus den Kindergärten oder dem Hort, so erzählt er, kaum Verstehensprobleme. Ergänzend zu den Stühlen hat der Künstler die vergangenen vier Wochen mehrere abstrakte Tafelbilder in einer kraftaufwendigen Schabetechnik zum Thema für die Nischen im Chorraum geschaffen.