Eine Vierjährige, die in der Kita per Smartwatch einen Kontroll-Anruf von ihrer Mutter bekommt: Gegen Vorfälle wie diese wendet sich der Hanauer Bürgermeister mit einem bundesweit einmaligen Verbot.
Dürfen Eltern ihr Kind per Smartwatch auch in der Kita orten? Keinesfalls, sagt der Hanauer Bürgermeister Maximilian Bieri (SPD), der jetzt nach eigenen Angaben als bundesweit erste Stadt ein Verbot von Smartwatches, Handys und GPS-Trackern in den städtischen Kitas erlassen hat. “Ich glaube, man kauft sich mit den Überwachungsgeräten eine trügerische Sicherheit. Es braucht Kinder, die selbstbewusst und selbstständig auftreten können in unserer Gesellschaft. Und das lernen sie nicht, indem sie ständig von den Eltern überwacht werden”, sagte er am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Bieri hatte sich kürzlich mit einer Initiative an die Schulleiter der Grund- und weiterführenden Schulen Hanaus gewandt mit der Bitte, ein Handyverbot in ihren Schulkonferenzen zu prüfen. Im Zuge dieser öffentlichen Debatte habe ihn dann von verschiedenen Erziehern der städtischen Tageseinrichtungen die Rückmeldung erreicht, dass auch Kitakinder immer häufiger mit Smartwatches kämen; manche Eltern vereinbarten so etwa mit dem Kind Abholzeiten, ohne die Erzieher zu informieren oder fragten nach dem Befinden.
“Die Kita ist ein Schutzraum. Fachleute werden für die Betreuung extra pädagogisch ausgebildet. Das Tracking ist nicht nur eine Überwachung der Kinder, sondern auch der Erzieherinnen und Erzieher”, kritisierte Bieri. “Das ist kein Massenphänomen. Aber wir wollen hier vor der Lage sein und das Kita-Personal entsprechend unterstützen.”
Bieri plädierte erneut für ein einheitliches Smartphone-Verbot an bundesweiten Schulen. “Eine Übernutzung von Sozialen Medien in jüngsten Jahren tut der kindlichen Entwicklung nicht gut”. Entsprechend habe Australien jetzt ein Verbot der Sozialen Medien für unter 16-Jährige erlassen. Deutschland hinke hinterher. “Wir waren beim Thema Digitalisierung spät dran und sind es jetzt auch bei der Diskussion, wie wir mit der zunehmenden Digitalisierung vernünftig umgehen.”
“In Deutschland sind zwar viele Soziale Medien erst ab 13 freigegeben, das weiß aber so gut wie niemand und niemand hält sich dran.” Entsprechend brauche es neben gesetzlichen Regelungen auch mehr Aufklärung. So sei es auch im Privatleben nicht unproblematisch, das eigene Kind per Smartwatch zu orten. “Dabei handelt es sich um einen Eingriff in das Recht auf Selbstbestimmung, das jeder Mensch in Deutschland hat. So steht es im Grundgesetz. Tracking sollte also auf alle Fälle mit dem Kind besprochen werden”, so der Bürgermeister.