Artikel teilen:

Sich nicht instrumentalisieren lassen

Tatverdächtige Afghanen in U-Haft. Mahnung zur Besonnenheit. Friedensgebete

Magdeburg/Köthen – Einer der beiden im Zusammenhang mit dem Tod eines 22-jährigen Mannes in Köthen festgenommenen Afghanen stand vor der Abschiebung aus Deutschland. Der andere habe eine Aufenthaltsgenehmigung und sei nicht ausreisepflichtig, sagte Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) in Magdeburg.
Beide waren nach den Worten von Sachsen-Anhalts Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU) als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, sind inzwischen aber volljährig. Laut Keding waren an der Auseinandersetzung auf einem Köthener Spielplatz am 8. September gegen 22 Uhr mindestens zwei Deutsche und zwei Afghanen beteiligt. Der laut Obduktion mit hoher Wahrscheinlichkeit an akutem Herzversagen gestorbene 22-Jährige habe eine schwere Herzerkrankung gehabt.
Stahlknecht und Keding drückten der Familien des Toten ihr Beileid aus. Stahlknecht äußerte „volles Verständnis“ dafür, dass bei den Menschen in Köthen und Sachsen-Anhalt Betroffenheit vorherrsche. Gleichwohl bitte er erneut um Besonnenheit. Nach seinen Angaben war bei den Demonstrationen am Abend des 9. September mit rund 2500 Teilnehmern eine hohe dreistellige Zahl von Polizisten anwesend.
Wie Polizei und Staatsanwaltschaft in Dessau-Roßlau mitteilten, erließ das Amtsgericht Dessau-Roßlau inzwischen Haftbefehl gegen die beiden an dem Streit beteiligten Afghanen. Gegen die 18- und 22-jährigen Tatverdächtigen werde wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Beide befänden sich in Untersuchungshaft, die Ermittlungen dauerten an.
Bei dem Streit soll es nach Medienberichten möglicherweise um die Schwangerschaft einer Frau gegangen sein. Der 22-Jährige kam zunächst noch ins Krankenhaus, wo er später starb.
Vertreter aus Politik und Kirche mahnten zur Besonnenheit. Die Zivilgesellschaft sei aufgerufen, sich durch die Gewalttat nicht instrumentalisieren zu lassen, sagte der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig. „Unsere Gebete und Gedanken sind bei dem Opfer und seinen Angehörigen“, sagte Liebig. „Das schreckliche Ereignis muss mit Umsicht aufgeklärt werden. Jede politische Instrumentalisierung ist abzulehnen und würde zu einer Eskalation führen, die schreckliche Folgen haben könnte.“
An einer kurzfristig organisierten Trauerandacht der Evangelischen Landeskirche Anhalts in der Köthener Jakobskirche am Sonntagabend, 9. September, hatten nach Angaben von Pfarrer Martin Olejnicki 350 Menschen teilgenommen. Bei einem Friedensgebet für den Verstorbenen, die Angehörigen und für den Frieden und die Gemeinschaft in der Stadt am 10. September mit knapp 100 Menschen in der Kirche wurden zahlreiche Kerzen angezündet. Olejnicki kündigte tägliche Friedensgebete um 17 Uhr in der Kirche an. epd/UK