Das Aktionsbündnis Kindeswohl in Schleswig-Holstein fordert von der Politik mehr Geld für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen in stationären Einrichtungen. „Fachkräftemangel und ein steigender Bedarf an Betreuungsplätzen führt zu prekären Situationen in den Einrichtungen“, sagte der Sprecher des Aktionsbündnisses, Lutz Regenberg, am Donnerstag in Kiel. In Schleswig-Holstein leben rund 6.300 Kinder und Jugendliche nicht mehr in ihren Familien, sondern in stationären Einrichtungen von Jugendhilfeträgern.
Oftmals müsse sich eine Fachkraft um zehn Kinder und Jugendliche kümmern. „Schon die Begleitung eines Kindes zum Arzt sorgt bei der Beaufsichtigung der anderen Kindern für große Probleme“, sagte Regenberg, der mit dem Bündnis seit November 2023 in kommunalen Jugendausschüssen für politische Veränderungen wirbt.
Die Arbeit sei für Pädagoginnen und Pädagogen entsprechend wenig attraktiv. Nach wenigen Monaten wanderten sie oftmals in andere Branchen ab. Einige Einrichtungsträger hätten sich schon aus dem Markt zurückgezogen. „Die stationäre Betreuung ist allerdings systemrelevant. Die Kinder und Jugendlichen müssen ja betreut werden“, erklärte Regenberg.
Das Bündnis fordert eine bessere Bezahlung der Fachkräfte. Zudem müssten besonders zu Kernzeiten wie morgens, mittags und abends mindestens zwei Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort sein. „Die derzeitigen Bedingungen stammen aus den 1980er-Jahren und passen nicht mehr zur Realität“, sagte Regenberg. Arbeitsschutzgesetze und die Ansprüche von Arbeitnehmenden hätten sich seitdem geändert. Außerdem sei der Krankenstand eines Arbeitnehmers im Durchschnitt höher als noch vor 40 Jahren.
Da die Inobhutnahmen von Kindern 2023 um 40 Prozent gestiegen seien, müssten auch mehr Plätze geschaffen werden. „Jugendämtern fällt es immer schwerer, Kinder und Jugendliche stationär unterzubringen“, sagte Regenberg.
Kinder und Jugendliche werden in stationären Einrichtungen betreut, wenn ihre Eltern sie vernachlässigen, ihnen Gewalt antun oder mit der Betreuung aus verschiedensten Gründen überfordert sind.