Während der bundesweiten Aktion “Stadtradeln” sprechen Kirchenmitarbeiterinnen Radfahrern einen kurzen Segenswunsch zu. Nicht alle lassen sich darauf ein. Wer dennoch stoppt, erlebt eine besondere Unterbrechung.
“Segen to go – am Ende der Brücke” – Radfahrer auf einem vielbefahrenen Radweg in Freiburg trafen jetzt auf eine ungewöhnliche Werbetafel, beziehungsweise Einladung: Die evangelische und die katholische Kirche boten hier zwei Tage lang kurze Gespräche und einen persönlichen Segenswunsch an. Im Vorbeifahren mit kurzem Zwischenstopp.
Für unfallfreies Fahren und als Zuspruch für den Alltag. “Gottes Segen kann man immer brauchen!”, sagt ein Radler. “Ich bin überrascht, wie schnell sich auch in diesen kurzen Begegnungen intensive, sehr persönliche Begegnungen entwickeln”, berichtet die evangelische Pfarrerin Kristina Lallathin.
Täglich passieren mehr als 10.000 Radlerinnen und Radler die blaue Brücke nahe dem Freiburger Hauptbahnhof. Sie ist eine wichtige Verbindung im wachsenden städtischen Radwegenetz.
Beim Vorbeifahren werfen viele einen kurzen Blick auf den Segenspavillon, von sich aus halten aber nur wenige an. “Wir wollen uns mit unserem Angebot nicht aufdrängen, stellen uns niemandem in den Weg”, sagt die katholische Gemeindereferentin Ute Wick. “Aber wenn ich den kleinen ersten Schritt zur Kontaktaufnahme mache, Blickkontakt habe oder ein freundliches Wort zurufe, halten doch manche an.”
“Bleibe behütet und geh mit Segen. Kein Unfall lähme deine Freude. Das Schöne, das du unterwegs erlebst, bereichere deinen Alltag!”, lautet ein Segensspruch, den die Seelsorgerin mit ruhiger Stimme an die Radler (und Fußgänger und Rollstuhlfahrer) richtet. Eine Hand legt sie auf die Schulter ihres Gegenübers. Die meisten steigen nicht vom Rad ab. Wer mag, erhält noch ein gelbes oder grünes Segensbändchen fürs Handgelenk oder Radlenker.
“Ich habe gestoppt und mich auf die Segnung eingelassen, weil ich so viele freundliche Gesichter gesehen habe”, erzählt Veronica, die auf dem Weg zur Arbeit ist. “Viel häufiger werde ich auf dem Rad beschimpft oder angemotzt, dass ich Platz machen soll. Das ist hier endlich einmal etwas ganz anderes.”
Hinter dem Segen-to-go steht die Idee, die bundesweite Aktion des Stadtradelns, die für Rad statt Auto wirbt, mit einem eigenen Kirchenangebot aufzugreifen. “Ich möchte eine menschenzugewandte Kirche, die auf die Straße geht, auf die Leute zugeht und so ins Gespräch kommt”, sagt Pastoralreferentin Anja Berkmann. Sie berichtet auch, dass manche Passanten anhalten, um ihrem Ärger oder ihrer Kritik an Kirche Luft zu machen. “Viele fragen auch, warum die Kirchen nicht mehr für Klimaschutz machen.”