Die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye beklagt die Migrationspolitik der Europäischen Union. “Die Abschottung ist rigoroser und brutaler geworden”, sagte ihr Vorsitzender Gorden Isler dem “Münchner Merkur” (Freitag). “Die EU-Staaten investieren viel mehr Geld in die Migrationsabwehr und nennen das Grenzschutz. Rettungskapazitäten wurden eher abgebaut.” Auch die Maßnahmen gegen Seenotrettungsorganisationen würden immer schärfer.
Noch nie sei es so schwer gemacht worden, Europa sicher zu erreichen, wie im vergangenen Jahr, fügte Isler hinzu. Trotzdem nehme die Zahl der Flüchtlinge zu. Das zeige, dass diese Strategie der Abschreckung nicht aufgehe.
Der Seenotretter wandte sich gegen den Vorwurf, dass Organisationen wie Sea-Eye das Geschäft der Schleuser ankurbelten. “Es gibt zahlreiche Studien namhafter Universitäten, die zeigen, dass es keinen Zusammenhang gibt.” Und: “Die Menschen fliehen nicht, weil unsere Schiffe auf dem Meer sind. Sie fliehen vor dem Bürgerkrieg in Syrien. Sie fliehen vor den Taliban in Afghanistan, vor einem Diktator in Eritrea, vor Boko Haram in Nigeria, vor al-Shabab in Somalia und vor einem eskalierenden Krieg im Sudan, über den hierzulande kaum jemand spricht.”
Auch eine Mitverantwortung der Seenotrettung am Aufschwung rechter Parteien in Europa wies Isler zurück. “Nicht Migration führt zum Vormarsch der Rechten, sondern die Art und Weise wie politisch damit umgegangen wird.” Den Regierungen warf er ein Scheitern insbesondere bei sozialpolitischen Fragen vor. “Sea-Eye hat seit der Gründung in Regensburg rund 17.000 Menschenleben gerettet. Niemandem in Deutschland ginge es heute besser, wenn diese Menschen ertrunken wären.”