Den Seehunden im niedersächsischen Wattenmeer geht es gut. Bei den insgesamt zehn Zählflügen in diesem Sommer seien zusammen 8.557 Tiere zwischen Ems und Elbe gezählt worden, teilte das zuständige Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) am Freitag in Oldenburg mit. Obwohl 350 Seehunde weniger als im vergangenen Jahr registriert worden seien, bleibe der Bestand stabil.
Auch die Zahl der Jungtiere sei 2.019 nahezu konstant geblieben. Die Seehunde machen den Angaben zufolge „einen guten und mobilen Eindruck“. Es gebe keine Hinweise auf mögliche Viruserkrankungen wie Seehundstaupe oder Vogelgrippe. „Meeressäuger sind Spitzenprädatoren und damit ein wichtiger Bioindikator für den einzigartigen Lebensraum Wattenmeer“, sagte Laves-Präsident Eberhard Haunhorst. Anzahl und Gesundheitszustand ließen Rückschlüsse auf Wasserqualität und Fischbestand zu und damit auch auf das empfindliche Lebensmittel Fisch.
Meeressäuger litten häufig an Infektionskrankheiten und würden deshalb intensiv beobachtet, hieß es. Von 2023 bis zum August dieses Jahres seien 85 verendete Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale untersucht worden. Die Pathologen hätten bei ihnen einen starker Parasitenbefall festgestellt. Dies sei bei Wildtieren zunächst nichts Ungewöhnliches, müsse aber weiter beobachtet werden, sagte Haunhorst: „Eine mögliche Ursache könnte die Beeinträchtigung der Immunsysteme der Tiere durch Umwelteinflüsse sein“. Jährlich strandeten etwa 160 Seehunde an der niedersächsischen Küste.
Seit 1958 wird der Seehundebestand in Niedersachsen systematisch erfasst: Bis 1972 wurde von Schiffen aus gezählt und seither aus der Luft aus Flugzeugen. Grundlage für die Zählung ist seit 1990 das Internationale Seehundschutzabkommen zwischen Deutschland, Dänemark und den Niederlanden. Die Zählungen starten in den drei Länder zeitgleich, um Doppelzählungen der sehr mobilen Tiere zu vermeiden.