In Hessen sind nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) im vergangenen Jahr viel weniger Nutztiere durch Wölfe gerissen worden als im Vorjahr. Nach der Liste des Wolfszentrums Hessen seien 2024 sechs Nutztiere nachweislich durch Wölfe getötet worden, teilte der BUND Hessen am Dienstag in Frankfurt am Main mit. Im Jahr 2023 seien dagegen 43 Nutztiere durch Wölfe gerissen worden.
Auch die Zahl der gemeldeten Nutztierschäden hat nach Angaben des BUND Hessen mit 72 im vergangenen Jahr gegenüber 92 im Jahr 2023 abgenommen. Unverändert hoch sei der Anteil der gemeldeten Nutztierschäden geblieben, die nach der Bewertung des Wolfszentrums nicht vom Wolf verursacht wurden (63 Prozent) oder nicht bewertet werden konnten (acht Prozent). Knapp 20 Prozent der Nutztierschäden konnten noch nicht bewertet werden, vor allem dieBearbeitung der jüngsten gemeldeten Schäden im Dezember und November steht noch aus.
Ein Grund für den starken Rückgang der Wolfrisse sei die mutmaßliche Auswanderung der Wölfin GW3092f im vergangenen Jahr nach Bayern, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des BUND Hessen, Thomas Norgall. Diese Wölfin habe 2023 nachweislich 16-mal Nutztiere gerissen, vornehmlich im Main-Kinzig-Kreis und in der Rhön, zum letzten Mal Schafe im Februar 2024. Auch eine 2023 bei Butzbach mehrfach aufgefallene Wölfin sei im vergangenen Jahr nicht mehr registriert worden.
Norgall plädierte für einen besseren Herdenschutz. Die Richtlinie „Weidetierschutz“ der Hessischen Landesregierung, die die Anhebung der Investitionsförderung für Zäune von 80 Prozent auf 85 Prozent vorsehe, sei immer noch nicht in Kraft. Diese Maßnahme wirke sofort, anders als die Aufnahme des Wolfs ins hessische Jagdrecht im vergangenen Jahr, da der Wolf nach der Rechtslage eine ganzjährige Schonzeit genieße.