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Schönborn: Papstamt überfordert jeden – Mit Franziskus ausgebüxt

Der Wiener Kardinal Schönborn, selbst über Jahrzehnte ein Kandidat und seit kurzem im Ruhestand, formuliert Anforderungen an den nächsten Papst. Und verrät, wie er den verstorbenen Franziskus persönlich erlebte.

Für das Papstamt für 1,4 Milliarden Katholiken weltweit hält der Wiener Kardinal Christoph Schönborn grundsätzlich niemanden geeignet. Es sei für jeden eine Überforderung, sagte Schönborn (80), selbst über Jahrzehnte ein Papstkandidat und seit kurzem im Ruhestand, dem ORF zum Tod von Papst Franziskus am Ostermontag. Neben einem tiefen Glauben müsse der künftige Papst aber zweifellos die Gabe haben, die weltweite katholische Kirche angesichts einer unglaublichen Vielfalt zu verbinden. Auch müsse er über die Grenzen der eigenen Kirche hinausschauen.

Mit Blick auf Franziskus sagte Schönborn: “Dieser Mann hat so viel bewegt – jetzt mit 88 Jahren darf man abtreten. Er hat uns großartige Wege geöffnet.” Und der Kardinal freute sich auch mit seinem Chef: “Er durfte zu Ostern sterben. Bitte – was ist für einen Christen schöner? Wir glauben ja an die Auferstehung.” Traurig sei er, weil Franziskus “uns fehlt; glücklich bin ich, weil er heimgekehrt ist”.

Schönborn erzählte in dem Interview auch eine persönliche Anekdote: “Ich treffe ihn am Gang im Gästehaus Santa Marta, und er fragt: ‘Wo wollen Sie hin?” – ‘Zur Sitzung des Synodenrates.'” Daraufhin nahm ihn der Papst mit hinunter in die Garage – “und wir steigen in den kleinen Fiat ein. Er sitzt vorn neben dem Fahrer; ich sitze hinten, und los geht die Fahrt.”

Zur Überraschung der Schweizergardisten fahre der Wagen dann aus dem Vatikan hinaus, so Schönborn – denn die Sitzung fand außerhalb des Vatikans statt. “Und ich habe mir gedacht”, so der auswärtige Kardinal, “vielleicht geht er ja auch zu dieser Sitzung”. Aber nein – “er bringt mich dorthin; und wie wir ankommen, sagt er, es hat ihm Spaß gemacht, ein bisschen auszubüxen aus dem Vatikan”. Er habe ihn, Schönborn, verabschiedet und sei dann wieder zurückgefahren. “Das war Franziskus, wie er leibt und lebt.”