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Scheidungsanwältin: Weihnachten ist ein Ehekiller

Trautes Heim unterm Tannenbaum? Mitnichten. Der Monat, an dem besonders viele Leute zum Scheidungsanwalt gehen, sei der Januar – sagt eine, die es wissen muss.

Ärger unterm Weihnachtsbaum: Über die Feiertag werden viele Ehen geschieden
Ärger unterm Weihnachtsbaum: Über die Feiertag werden viele Ehen geschiedenImago / Christian Ohde (Fotomontage)

Nach Einschätzung von Scheidungsanwältin Helene Klaar ist Weihnachten für ohnehin schon belastete Beziehungen ein Killer. “Die Erwartungen sind sehr groß, die Leute setzen sich enorm unter Druck. Gerade in einer krisenhaften Ehe will man für die Kinder perfekte Weihnachten gestalten”, sagte Klaar dem “Zeit”-Magazin. Das sei ein ähnliches Phänomen wie der gemeinsame Urlaub: “Im September und im Januar ist bei uns in der Kanzlei jedes Jahr viel los”, sagte die Wienerin.

Der Baum, das Essen, die Einladung von Familienmitgliedern bleibe in der Vorbereitung und Organisation in der Regel an den Frauen hängen. “Und umso mehr es in der krisenhaften Ehe an der Mutter hängen bleibt, desto übellauniger wird diese. Und das überzeugt dann den eh schon scheidungswilligen Mann, dass er mit ihr nicht mehr zusammenleben kann”, so Klaar.

Scheidung: Vor Weihnachten haben Anwälte Konjunktur

Auch kurz vor Weihnachten gerieten viele Rechtsexperten besonders unter Druck: “Vor Weihnachten ist bei Anwälten immer eine besondere Hochsaison. Bis Weihnachten soll mehr erledigt werden als in jedem anderen Monat des Jahres, die Leute sind da ein wenig abergläubisch. Kaufverträge, Mietverträge, Scheidungen – bitte alles noch heuer”, sagte Klaar.

Bei Paaren, die bereits getrennt seien, könne Weihnachten ebenfalls problematisch sein. “Furchtbar. Da werden dann die Kinder zur Trophäe, um die man monatelang vorher streitet, wo sie Weihnachten verbringen”, sagte die Anwältin. “Über Weihnachten wird ab September verhandelt. Und umso näher Weihnachten kommt, desto dringlicher wird es”.

Darüber hinaus gebe es noch andere Streitigkeiten als das Kontaktrecht: “Wenn zum Beispiel der, der auszieht, den Baumschmuck aus dem Keller wegnimmt und der andere das erst merkt, wenn er den Baum putzen will. Ich habe wegen verschwundenen Weihnachtsschmucks noch eine Woche vor Weihnachten eine Klage eingebracht. Damit der zurückgebracht wird. Und das war nicht der einzige verschwundene Weihnachtsbaumschmuck in meiner Laufbahn.”

Hohes Kränkungspotenzial zu Weihnachten

Es gebe gerade zu Weihnachten “ein sehr hohes Kränkungspotenzial”, was viele ausnützen wollten. Klaar: “Man verteidigt eben auch das, was einem besonders wichtig ist: die angeblich schönste Zeit des Jahres.”