Auf dem Petersplatz warten die Menschen auf das “Habemus papam”. Wenige Kilometer entfernt warten sie auf einen Blick auf das Grab von Papst Franziskus. Und hoffen auf einen würdigen Nachfolger.
Pazienza, Geduld. Die braucht es in Rom dieser Tage. Auf dem Petersplatz warten Gläubige und Neugierige geduldig auf den berühmten weißen Rauch und neuen Papst. Noch läuft das Konklave. Im römischen Verkehr braucht es mehr als Geduld. Die Stadt ist überfüllt, endlose Autoschlangen quälen sich durch das historische Zentrum. Und auch vor der Basilika Santa Maria Maggiore braucht es Geduld. Hier ist Papst Franziskus Ende April beigesetzt worden. Ein neuer Pilgerort, der binnen Tagen Tausende Menschen angezogen hat und weiter fasziniert.
Santa Maria Maggiore ist eine Kirche, die etwas abseits der Touristenströme liegt. Nahe dem Hauptbahnhof Termini auf einem Hügel gelegen, war die Kirche für den verstorbenen Papst ein Herzensort. Vor und nach Auslandsreisen machte er einen Stopp vor dem Marienbild Salus populi romani für ein Gebet in Stille. Daher wunderte es wenige, als klar wurde, dass der 88-Jährige nicht mit der Mehrzahl seiner Vorgänger im Petersdom begraben werden wollte, sondern zwischen zwei Seitenkapellen in Santa Maria Maggiore.
Während die Kardinäle eine Wahlpause einlegen und zu Mittag essen, warten Hunderte am Donnerstag vor der Kirche auf Einlass – ohne Mittagessen. Die Papstbasilika ist umringt von Absperrungen. Dutzende Carabinieri und Rettungssanitäter passen auf, dass alles seinen geordneten Gang geht. Auf die Frage, ob an diesem Tag mehr oder weniger Besucher da sind, wollen zwei Sanitäterinnen nicht antworten. Sie dürfen keine Auskunft geben. Auch hier herrscht Diskretion.
Für Vitalis und Evgenii ist der Blick auf das Papstgrab nur Nebensache. Der 30-jährige Litauer Vitalis, der in Sankt Petersburg lebt, möchte vor allem die berühmten Mosaike sehen. Und auch Evgenii, 28, Russe, der in Madrid wohnt, interessiert sich mehr für die Kulturgeschichte des Ortes. Er sei Atheist, der verstorbene Papst interessiere ihn wenig, die Neuwahl ebenso. Doch neugierig sind beide trotzdem. “Ja, gestern Abend waren wir auf dem Petersplatz”, sagt Vitalis.
Erst auf die Frage, ob der nächste Papst in der Welt etwas bewegen könne, wird Evgenii redselig. “Das hängt davon ab, wie sich insgesamt das Interesse für Religion entwickelt, vor allem bei jüngeren Menschen”, sagt er. Wenn die Kirche, alle Religionen, es schafften, flexibler und offener zu werden, könnten sich auch mehr Menschen weltweit dafür begeistern.
“Pizzaballa und Parolin”, fallen dem 52-jährigen Marco aus dem norditalienischen Brescia spontan zwei italienische Kardinäle als potenzielle Papstkandidaten ein. Gemeinsam mit seinem Bruder Stefano ist er in Rom für das ATP Tennisturnier. Dennoch hat sie ihr Weg als erstes in die Papstbasilika geführt. “Wir sind neugierig, wie das Grab aussieht”, sagt der 46-jährige Stefano. Und sein Bruder Marco wünscht sich einen nicht-weißen Papst als Nachfolger. “Das wäre eine wirkliche Neuheit”, sagt er. Und theologisch: Da sollte er weiter auf der Linie von Franziskus sein. Die habe ihm gefallen.
Isabel Dominguez und ihre 80-jährige Mutter Socorro haben ihre Rom-Reise lange vor dem Tod von Papst Franziskus geplant. “Wir sind gläubige Katholikinnen und für das Heilige Jahr und den 80. Geburtstag meiner Mutter hier”, erzählt die 59-Jährige. Sie stammt aus der Dominikanischen Republik, lebt mittlerweile in Miami in den USA. “Wir wollen heute Papst Franziskus unseren Respekt zollen. Er war toll”, betont sie. Ein bescheidener Diener, von dem viele lernen konnten.
“Ich hoffe, der nächste Papst wird genauso wie Franziskus.” Kardinal Luis Antonio Tagle gefalle ihr. Ein Philippiner als neuer Papst, das fände sie gut. Und ihre Mutter? Ein kolumbianischer Kardinal habe sie beeindruckt, sagt sie auf Spanisch zu ihrer Tochter, aber an den Namen könne sie sich dann doch nicht erinnern.