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Rheinische Synode: Glaubwürdig mit Missbrauchsaufarbeitung umgehen

Selbstkritische Töne: Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland beginnt mit einer eindringlichen Mahnung: Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs brauche mehr Glaubwürdigkeit.

Mit einem Gottesdienst in der Bonner Kreuzkirche hat am Sonntag die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland begonnen. In seiner Predigt vor den rund 200 Delegierten des Kirchenparlaments mahnte der scheidende Vizepräses Christoph Pistorius mehr Glaubwürdigkeit bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der evangelischen Kirche an.

Es sei an den Synodalen, wie sie mit den desaströsen Ergebnissen der im vergangenen Jahr vorgestellten Missbrauchsstudie für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) umgingen, so Pistorius. “Es ist an uns, wie wir mit dem Recht der Betroffenen auf Aufarbeitung und deren Recht und Hoffnung auf Gerechtigkeit umgehen.” Es müsse daraus gelernt werden, “dass unsere vielfach und jahrelang bemühten Beruhigungsphrasen von der ‘besseren Kirche’ als das entkleidet wurden, was sie sind: eine evangelische Lebenslüge”.

Pistorius hob hervor, dass die Kirche “kein rückwärtsgewandter Geschichts- oder Traditionsverein” sei. Die Stärke der Kirche liege nicht in Uniformität, Ansehen in der Gesellschaft oder Kirchensteueraufkommen, “wenngleich Letzteres immer wieder auch Grund zu Dankbarkeit gibt”, so der Geistliche. “Die Stärke liegt in der Beziehung zu Gott, der beruft, beauftragt und sendet.”

An dem Gottesdienst nahmen auch der Metropolit der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland, Augoustinos, der Generalvikar des katholischen Bistums Limburg, Wolfgang Pax, und der altkatholische Bischof Matthias Ring teil. Ring und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, feierten im Gottesdienst auch gemeinsam das Abendmahl.

Die Evangelische Kirche im Rheinland erstreckt sich über Teile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und des Saarlands. Mit rund 2,1 Millionen Mitgliedern ist sie die zweitgrößte der 20 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland. Das Kirchenparlament tagt bis Freitag in Bonn. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Sparmaßnahmen und auf Vorschlag der evangelischen Jugend eine Debatte über Rassismus. Pistorius tritt mit Ablauf des 4. März in den Ruhestand.