Mit Beschlüssen zur Liberalisierung von Taufe und Abendmahl sowie Erklärungen zu Rechtsextremismus und Antisemitismus ist am Freitag in Düsseldorf die diesjährige Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland zu Ende gegangen. Zum Abschluss der sechstägigen Beratungen forderte das Kirchenparlament auch eine humane Flüchtlingspolitik und eine armutssichere Kindergrundsicherung. Präses Thorsten Latzel zeigte sich zufrieden mit zahlreichen Reformideen zur Kirche der Zukunft, die bei zwei Workshop-Tagen gesammelt wurden. Es gebe Aufbruchsstimmung und den Willen, „Kirche unter veränderten Bedingungen neu zu gestalten“.
Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen will sich die zweitgrößte Landeskirche in den kommenden Jahren deutlich wandeln. Es gebe einen erheblichen Einbruch beim Kirchensteueraufkommen, hieß es zum Schluss der Synode. Deutlich sinken wird auch die Zahl der Pfarrstellen, sie halbiert sich den Planungen zufolge bis 2040 auf rund 700. Hintergründe sind die hohe Zahl von Pensionierungen der geburtenstarken Jahrgänge in den kommenden Jahren und die geringen Nachwuchszahlen.
Änderungen des kirchlichen Lebens in allen 605 rheinischen Kirchengemeinden ergeben sich aus der neuen „Lebensordnung“, die ab März viele bisherige Beschränkungen bei Amtshandlungen lockert oder aufhebt: Gottesdienste können regelmäßig auch an anderen Wochentagen als dem Sonntag stattfinden, am Abendmahl dürfen auch Kinder teilnehmen und Eltern können ihre Kinder taufen lassen, obwohl sie kein Kirchenmitglied sind – sofern etwa von Paten oder Großeltern eine christliche Erziehung zugesichert wird. Trauungen und andere Amtshandlungen sind an anderen Orten möglich, etwa im Wald.
Besorgt äußerte sich die Synode zur AfD, deren politische Grundsätze mit den kirchlichen Grundwerten nicht vereinbar seien. AfD-Anhänger müsse genau zugehört und Sorgen und Ängste der Menschen müssten wahrgenommen werden, aber man müsse „klar widersprechen, wenn Intoleranz und Hass das Gespräch bestimmen“. Präses Thorsten Latzel riet indirekt davon ab, bei der Europawahl im Juni die AfD zu wählen. „Wenn ich sage, die AfD widerspricht zutiefst christlichen Grundwerten, dann schließt das ein, dass wir natürlich sagen, dass wir auch dazu aufrufen, die AfD nicht zu wählen, weil das für unsere Gesellschaft nicht gut ist“, sagte er.
Erschüttert zeigte sich das Kirchenparlament über Antisemitismus und Angriffe auf jüdische Menschen. „Antisemitismus ist Gotteslästerung und mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar“, erklärte die Synode. Im Umgang mit Flüchtlingen sei das Menschen- und Völkerrecht zu achten. Kirchengemeinden sollten weiterhin in humanitären Notfällen Kirchenasyl gewähren.
Die Evangelische Kirche im Rheinland ist mit knapp 2,2 Millionen Mitglieder die zweitgrößte Landeskirche in Deutschland. Sie ist gegliedert in 37 Kirchenkreise mit 605 Gemeinden und erstreckt sich über Teile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.