Die Moderne Galerie des Saarlandmuseums präsentiert ab Samstag eine Retrospektive zum Papierkünstler Oskar Holweck (1924-2007) anlässlich seines 100. Geburtstags. Er sei einer der international meist beachteten Künstler deutschen Ursprungs, einer der maßgeblichen Kunstakteure nach 1945 und eine zentrale Figur für den Kunststandort Saarland, betonte die stellvertretende Museumsleiterin Kathrin Elvers-Svamberk am Donnerstag in Saarbrücken. Holweck fasziniere bis heute, „weil er uns den Wert unserer eigenen Wahrnehmung, den Wert unseres eigenen Sehens vor Augen führt“.
Die Schau ist in vier Werkgruppen aufgeteilt und präsentiert rund 70 Werke aus den Jahren 1956 bis 1996. Kuratorin Jane Boddy erläuterte, dass Holweck sich bereits in den 40er Jahren mit der Frage beschäftigt habe, wie man zum Wesentlichen zurückkehren könne. Das sei eine Frage, die er mit der in Düsseldorf gegründeten Gruppe Zero teile, betonte sie. 1956 habe Holweck jegliche Darstellung mit Farbe weggelassen und sich auf Papier und Tusche reduziert. Er sei etwa der Frage nachgegangen, was passiere, wenn Tusche sich mit Wasser vermische, auf Papier treffe oder wenn Papier gebogen werde.
„Er zielt nicht auf eine Form hin. Es geht nicht darum, etwas Bestimmtes zu finden“, erläuterte Boddy. Vielmehr sei sein Vorgehen komplett explorativ – jedoch geordnet und strukturiert. Seine Werke habe er auch immer wieder genau datiert, sein am häufigsten genutztes Format war 70 mal 100 Zentimeter. „Willkür war sozusagen ein Schimpfwort für ihn“, erklärte die Kuratorin.
Die Ausstellung beginnt mit einer biografischen Einordnung entlang eines Zeitstrahls, bevor erste Tuschearbeiten folgen. In der zweiten Werkgruppe geht es um Experimente mit Papier an sich, bei denen der Künstler mit den Händen oder auch mit Bohrmaschine und Nagelbrett Risse erzeugte. Im dritten Teil stehen die sogenannten Buchobjekte im Fokus. Diese hat er laut Boddy aus Schreibmaschinenpapier binden lassen und durch sein Reißen eine Dreidimensionalität erzeugt. Den Abschluss der Schau bilden unter anderem Werke, die aus aufeinander geleimten und auseinander gerissenen Papiercollagen bestehen.
In der Ausstellung sind auch Beiträge des Saarländischen Rundfunks (SR) zu sehen, in denen Holweck teilweise selbst erklärt, wie er arbeitet. Im Abschlussbereich der Retrospektive können sich Besucherinnen und Besucher selbst an Papierobjekten versuchen und diese aufhängen. Zum Rahmenprogramm der Schau gehören unter anderem ein Buchbindeworkshop für Erwachsene, Papierskulpturenkurse für Kinder und abendliche Kunstgespräche.