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Religionspsychologe zum Papsttod: “Trauern kann man nicht allein”

Nicht nur privat, auch öffentlich trauern Menschen um Papst Franziskus. Rituale wie der Besuch einer Kirche oder ein letzter Gruß im Kondolenzbuch helfen beim Abschied. Ein Experte kennt den Grund.

Vielerorts trauern derzeit Menschen öffentlich um Papst Franziskus. “Trauern kann man nicht alleine, man muss seine Erfahrung teilen können”, sagte der Erlanger Religionspsychologe Lars Allolio-Näcke der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Viele griffen dabei auf alte kirchliche Rituale wie ein Kondolenzbuch, ein stilles Gebet oder das Anzünden einer Kerze in einem Gotteshaus zurück. Diese kirchlichen Rituale seien Formen gemeinsamen Trauerns, die zunehmend auch säkular praktiziert würden, so der Wissenschaftler.

Öffentlich um einen Menschen zu trauern und an dessen Tod Anteil zu nehmen, das komme hierzulande manchem ungewöhnlich vor, so Allolio-Näcke. “Das ist aber ein Problem der westlichen Gesellschaften”, in der das Thema Tod gerne verdrängt werde. Sterben sei aber immer ein öffentlicher Prozess, erklärte der Wissenschaftler. Früher habe bei einem Todesfall das ganze Dorf Anteil genommen, um den Verstorbenen zum Friedhof zu geleiten. Noch vor einigen Jahrzehnten sei es zudem üblich gewesen, für alle sichtbar schwarze Trauerkleidung zu tragen – “Trauer war nie ein privater Prozess”.

Ähnlich wie die 2022 verstorbene Queen sei der Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche eine Repräsentationsfigur für Katholiken weltweit. “Er hat zwölf Jahre die Kirche geleitet, da möchte man sich auch verabschieden.” Besonders außerhalb Europas sei die Trauer um das Kirchenoberhaupt groß, beobachtet Allolio-Näcke. Die Menschen hätten sich bei dessen Wahl gefreut, “dass nach 1.200 Jahren endlich mal ein Nichteuropäer auf den Papstthron gestiegen ist – einer von ihnen hatte diesen Stuhl inne”.

Jeder Mensch habe seine eigene Art, um einen Menschen zu trauern, fügte der Religionspsychologe hinzu. Er empfiehlt zu schauen, was einem selbst gut tue, um etwa des Papstes zu gedenken. Solch eine Erinnerung könne auch darin bestehen, im Sinne von Franziskus anderen Menschen zu helfen. “Das würde ihm gefallen”, ist Allolio-Näcke überzeugt.