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Regisseurin: Positive Nachrichten von Christen auf Oper “Sancta”

Zwei Aufführungen gab es schon, am Wochenende kommt dann die Skandal-Oper “Sancta” ein drittes Mal in Stuttgart auf die Bühne. Regisseurin Holzinger spricht von unterschiedlichen Reaktionen – auch unter Christen.

Die Aufführung ihrer Oper “Sancta” in Stuttgart wurde gerade von Seiten der katholischen Kirche stark kritisiert. Doch habe sie positive Rückmeldungen auf die Inszenierung auch von Christen erhalten, “die unsere Show gut und wichtig finden”, sagte Regisseurin Florentina Holzinger dem “Spiegel” (Samstag).

Auf der anderen Seite habe sie aber auch viele Hassnachrichten erhalten, so Holzinger weiter. Christliche Fundamentalisten hätten sie etwa als “Häretikerin” bezeichnet und ihr Gotteslästerung vorgeworfen. Diese Nachrichten nehme sie aber als eher harmlos wahr. “Für mich ist der Begriff übrigens positiv besetzt, Häretiker stellen dominierende Strukturen infrage”, erklärte die Regisseurin. Schwerer wögen Hassbotschaften, in denen sie etwa als “Schlampe” beleidigt und mit Vergewaltigung bedroht wird.

Ob sie juristisch dagegen vorgehen werde, wisse sie noch nicht, sagte Holzinger. Aber die Reaktionen zeigten ihr, “wie wichtig es nach wie vor ist, Leute mit echten Körpern zu konfrontieren”. In “Sancta” gehe es auch um eine Reflexion von Körper, Menschlichkeit und Frauenbildern innerhalb patriarchaler Strukturen. “Die katholische Kirche steht da pars pro toto: Die Frau ist angeblich von Geburt an mit der Erbsünde belastet. Ihre Sexualität und Körperlichkeit wird ‘verteufelt’ und muss kontrolliert werden.”

Wegen drastischer Darstellungen von Gewalt und Sexualität auf der Bühne ist “Sancta” erst ab 18 Jahren freigegeben. Bisher gab es zwei Aufführungen des Stücks in Stuttgart. Es kam dabei zu mehreren Erste-Hilfe-Einsätzen; manche Besucher verließen den Saal, weil ihnen schlecht wurde. “Ich finde es wichtig, dass Leute die Möglichkeit haben, unser Projekt zu verlassen – aus welchen Gründen auch immer, zum Beispiel aus religiösen”, betonte die Regisseurin. Eine dritte Aufführung ist am kommenden Wochenende vorgesehen.

Der Stuttgarter katholische Stadtdekan Christian Hermes kritisierte das Stück nach der zweiten Aufführung. Dieses zelebriere “naive, um nicht zu sagen kitschige sexuell-spirituelle Erlösungsträume”, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Mitarbeitende und Besucher würden “brutal an und über die Grenzen des ästhetisch und psychisch Erträglichen geführt”, religiöse Gefühle “entgegen aller sonst gepflegten politischen Korrektheit obszön verletzt” und “ganz bewusst mit der mentalen Gesundheit der Menschen gespielt”.

Holzinger sagte nun, dass sie im Vorfeld das Gespräch mit dem Priester gesucht und ihn mehrfach zur Show eingeladen habe. Die Gespräche seien respektvoll gewesen. “Der Dekan gilt als progressiv, hat sich aber offensichtlich eingeschüchtert gefühlt”, so die Regisseurin.