Der Regensburger Stadtrat hat am Donnerstagabend über das leer stehende Kaufhof-Gebäude in der Innenstadt entschieden. Demnach will die Stadt ihr Vorkaufsrecht nicht nutzen, um es einer Investorengruppe aus dem Nahen Osten abzukaufen. Die finanziellen und rechtlichen Risiken wären zu hoch gewesen, hieß es. Seit Wochen kursieren in der oberpfälzischen Großstadt Gerüchte, wonach im ehemaligen Warenhaus ein islamisches Kultur- und Einkaufzentrum errichtet werden soll. Die Stadt will nun, statt selbst Eigentümer zu werden, den Investoren mit einem Bebauungsplan enge Grenzen für die Gebäudenutzung setzen. Die CSU-Fraktion kritisiert den Beschluss.
Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) sagte, man wolle im ehemaligen Kaufhof „keinen langen Leerstand“. Man brauche einen „multistrukturellen Magnet- und Frequenzbringer für alle zur Stärkung unserer Welterbe-Altstadt“. Der künftige Bebauungsplan sieht eine Mischnutzung aus Handel, Dienstleistungen, Büro- und Bildungseinrichtungen sowie Kulturzentrum vor. Ein Kauf der in die Jahre gekommenen Immobilie wäre für die Stadt wohl extrem kostspielig geworden. Dem Vernehmen nach soll ein Betrag von mehr als 30 Millionen Euro für das alte Kaufhaus im Raum gestanden haben, den voraussichtlichen Sanierungsbedarf nicht mit eingerechnet.
Mit dem vom Regensburger Stadtrat nun mehrheitlich beschlossenen Bebauungsplan sollen die Optionen der ominösen Investoren aus dem Nahen Osten, die bislang im Verborgenen bleiben und nur durch einen „Sprecher“ an die Öffentlichkeit getreten soll, begrenzt werden. Die CSU als größte Stadtratsfraktion plädierte dennoch für den Erwerb des Komplexes, weil die Stadt trotz der hohen Kosten das „Heft des Handelns“ in der Hand behalten hätte, sagte Zweite Bürgermeisterin Astrid Freudenstein (CSU). Nur so sei es möglich, den „Zugriff“ auf eine der markantesten Innenstadt-Immobilien Ostbayerns mit bedeutender Handelsfläche zu behalten.
Die CSU-Fraktion kritisierte, dass ein Bebauungsplan in seinen engen Festsetzungen „es auch jedem anderen Investor unmöglich macht, rentabel zu wirtschaften“, sagte Sozialbürgermeisterin Freudenstein. Sie befürchtete, dass nach der Stadtratsentscheidung ein jahrelanger Leerstand im Kaufhof-Gebäude folgt. Regensburg sei nicht die erste Stadt in Deutschland mit leerstehenden Gebäuden der Galeria-Kaufhof-Gruppe, erläuterte Freudenstein. Die beiden Städte Nürnberg und Ingolstadt haben die Kaufhof-Komplexe aufgekauft. In München und Hamburg wurden die teilweise maroden Gebäude abgerissen. „Dieses Wissen hat man sich nicht zunutze gemacht“, erläuterte sie.
Anfang des Jahres hatte eine Investorengruppe aus dem Nahen Osten ihre Pläne für das Gebäude über die „Mittelbayerische Zeitung“ bekannt gegeben. Über einen Mittelsmann ließ sie mitteilen, dass aus dem Kaufhof-Ensemble ein islamisches Kultur- und Einkaufzentrum werden soll. Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer (SPD) sagte gleich zu Beginn der Debatte, mit ihr werde es „kein abgekapseltes Zentrum“ geben. Die Stadtspitze schätzte die Käufer früh als möglicherweise unseriös ein. Die Investorengruppe habe lediglich den Kauf des Gebäudes bei der Stadt angezeigt. Kontakt zur Stadtspitze sei bislang nicht aufgenommen worden, sagt die Rathauschefin.
Mittlerweile gehen in der Stadt viele davon aus, dass weder die Investoren noch die Pläne seriös sind. Grünen-Fraktionsvorsitzender Daniel Gaittet sagte, er könne kein ernsthaftes Interesse des Käufers erkennen und wolle sich „nicht weiter an der Nase herumführen“ lassen: „Ein Kauf um jeden Preis ist nicht sinnvoll.“ Es stehe der Verdacht im Raum, dass die Stadt mit anti-islamischer Stimmungsmache zu einem möglichst teuren Kauf des Gebäudes gebracht werden sollte. Darauf deutet auch ein Plakat hin, das vor Kurzem an der Kaufhof-Fassade hing. „Happy Ramadan“ stand darauf. Etliche Stadtpolitiker werteten das als Provokation. Inzwischen ist es verschwunden.
Auch der Wirbel um die Investoren scheint noch nicht beendet. Im Raum steht, dass die offenbar von Investorenseite favorisierte Transaktion des Gebäudes noch einem anderen Zweck dient. „Wir haben den schweren Verdacht, dass es hier um Geldwäsche geht“, sagte CSU-Politikerin Freudenstein. Sie forderte, dass das Bundeskriminalamt den Investor durchleuchtet. (0734/28.02.2025)