Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, Unesco, hat in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit 19 Handwerkstraditionen, Überlieferungen und Kulturpraktiken aufgenommen. Wie die deutsche Unesco-Kommission am Mittwoch in Bonn mitteilte, schätzt der zwischenstaatliche UN-Ausschuss, dem in diesem Jahr auch Deutschland angehört, zwei Traditionen der Neuaufnahmen als bedroht ein. Sie wurden in die Liste des dringend erhaltungsbedürftigen Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Das UN-Gremium tagt noch bis Samstag in Paraguays Hauptstadt Asunción.
Als bedroht gelten der Unesco zufolge das Wosana-Ritual aus Botswana, ein Regenmacher-Ritual der Bakalanga-Gemeinschaft im Nordosten und Zentrum des Landes. Als ebenfalls bedroht gilt aus Indonesien das Reog Ponorogo. Die Jahrhunderte alte Tanz-Inszenierung der Ponorogo-Gemeinschaft erzählt mit aufwendigen Kostümen die Geschichte des Bantarangin Köngreiches, die Figur des Reog wird durch eine große Tigermaske dargestellt.
In die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit wurden Henna-Rituale aus 16 Ländern der arabischen Welt und aus Nordafrika aufgenommen. Unter anderem in Ägypten, Algerien, Bahrain, Irak, Jemen, Jordanien, Mauretanien, Oman, den Palästinensischen Gebieten, Sudan und den Vereinigten Arabischen Emiraten wird die stark färbende Henna-Paste zu festlichen Anlässen in teils aufwendigen Mustern auf die Haut aufgetragen.
Ebenfalls auf die Kulturerbe-Liste kamen Tänze, etwa aus Albanien der K’cimi-Tanz von Tropojë, aus Ruanda der Intore-Tanz und aus Sambia der Mangwengwe-Tanz. Aus Estland und der Ukraine wurde Pysanka, die ukrainische Kunst des Eierverzierens zu Ostern, Taufen und anderen Anlässen, aufgenommen. Unter Handwerkstraditionen fallen aus Aserbaidschan das Tandir-Handwerk, die Brotherstellung in Aserbaidschan, die traditionelle Herstellung der Nablusi-Seife aus den palästinensischen Autonomiegebieten sowie die handwerkliche Fertigung der Aleppo-Seife aus Syrien. Landwirtschaftlichen Bezug haben aus Norwegen und Schweden die sommerliche Weidewirtschaft und die portugiesische Reitkunst.
Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen können für eine von drei internationalen Unesco-Listen vorgeschlagen werden. Der zwischenstaatliche Ausschuss aus 24 gewählten Vertragsstaaten für das Immaterielle Kulturerbe entscheidet jährlich über die Aufnahme neuer Kulturformen.