Das „Haus der Kirche“ in Güstrow ist nach Recherchen zur Rolle des bisherigen Namensgeber Sibrand Siegert (1890-1954) in der NS-Zeit umbenannt worden. „Der Namenszusatz Sibrand Siegert entfällt“, sagte die Vorsitzende des mecklenburgischen Kirchenkreisrates, Pröpstin Britta Carstensen, am Montag. Auf Wunsch der Familie Siegert habe es wissenschaftliche Recherchen zum Leben des Pastors und Landessuperintendenten sowie dessen Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus geben. Die Ergebnisse haben jetzt zur Umbenennung geführt. Um die Benennung und die Umbenennung einzuordnen, werde es am 30. November ein wissenschaftliches Symposium im „Haus der Kirche“ geben.
Die Ergebnisse zeigen demnach, dass Siegert zwischen 1941 und 1944 als Kommandeur von Kriegsgefangenen und als stellvertretender Kommandant in zwei Stalags (Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager) in Belarus gedient hat. Fest steht, dass in letzteren Lagern tausende jüdische Zivilisten und russische Kriegsgefangene gewaltsam zu Tode gekommen sind. „Wenn auch Pastor Siegerts konkrete Beteiligung an diesen Kriegsverbrechen unklar ist und er sich auch selbst dazu nie geäußert hat, belegen jedoch die herausgehobenen Funktionen, die er in den Lagern bekleidete, seine Mitverantwortung am Geschehen“, heißt es im Beschluss des Kirchenkreisrates.