Die weiße, dicke Kerze im Eingang brennt. Das aufgeschlagene Kondolenzbuch auf dem dunklen Stehpult davor wartet auf letzte Worte. Aus dem Abschiedsraum eine Etage tiefer dringt leise Musik. Auch hier brennen Kerzen, Blumen schmücken den Raum, eine Abschiedskiste mit den Lieblingsgegenständen des Verstorbenen steht auf der Kommode. Die Tote liegt auf einer weißen Liege, die mit Rosenblättern geschmückt ist. Angehörige, Mitbewohner und das Personal des Reformierten Gemeindestifts Elberfeld in Wuppertal sind eingeladen, Abschied zu nehmen.
Frühzeitig über Sterbebegleitung reden
„Bei uns fällt es den Bewohnern nicht erst am Mittagstisch auf, dass jemand fehlt“, sagt Pflegedienstleiterin Beate Pilny. „Die Trauer hat hier Raum und Zeit, genau wie das Sterben.“ Schon seit 1996 arbeitet das Altenheim mit dem Hospizdienst vor Ort zusammen. Vor vier Jahren wurde die gesamte Betreuung und Pflege für die 125 Bewohner im Sinne einer Hospiz- und Palliativkultur umstrukturiert. An dem Projekt nehmen noch sieben weitere stationäre Einrichtungen der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal teil.
„Tod und Sterben wird nicht erst zum Thema, wenn ein Bewohner Krebs hat“, erklärt Katharina Ruth vom Hospizdienst „Pusteblume“, die das Projekt koordiniert. „Sechs Wochen nach der Aufnahme findet ein erstes Gespräch über Sterbebegleitung statt.“ Dabei geht es bereits um die Frage, ob und wann eine Einweisung ins Krankenhaus stattfinden soll. Auch das Thema künstliche Ernährung wird angesprochen.
Wenn ein Bewohner todkrank ist und sich selbst nicht mehr äußern kann, findet ein ethisches Fallgespräch mit Angehörigen, dem Hausarzt und dem Pflegepersonal statt. Das Ergebnis ist meist ein Notfallplan, auf den sich alle geeinigt haben. Er schreibt vor, welche Maßnahmen in einer lebensbedrohlichen Krise eingeleitet oder auch unterlassen werden.
„Wir wollen die Mitarbeitenden aus der Einzelverantwortung entlassen“, betont Katharina Ruth. „Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und getragen.“ Und zwar nicht von einem kleinen Expertenteam, sondern dem gesamten Haus. Alle Angestellten, die mindestens auf einer halben Stelle arbeiten, haben Schulungen in Palliativer Praxis durchlaufen, auch die Haustechnik und die Verwaltung. Zehn Pflegekräfte sind zudem in Palliativpflege ausgebildet.
Unterstützt wird das Team von ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Hospizdienstes „Pusteblume“. Sie begleiten sterbende Menschen und deren Angehörige, wenn diese es wünschen. An dem Projekt beteiligt sich noch ein weiterer ambulanter Hospizdienst der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal, so dass in den acht Einrichtungen über 70 ehrenamtliche Hospizhelfer unterwegs sind.