Ein Kinobesuch im Rollstuhl? Ein Mensch mit Sehbehinderung, der Schauspieler werden möchte? Der Deutsche Kulturrat und der Behindertenbeauftragte setzen sich dafür ein, dass das selbstverständlich wird.
Der Deutsche Kulturrat und der Behindertenbeauftragte Jürgen Dusel setzen sich für weniger Barrieren und mehr Zugang für Menschen mit Behinderungen im Kulturbereich ein. Sie sollten selbstverständlich an Kulturveranstaltungen teilnehmen oder selbst einen künstlerischen Beruf ausüben können. Dazu überreichten Dusel und Vertreter des Kulturrats am Montagabend in Berlin Empfehlungen an Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und die Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, Katrin Budde (SPD). Am Dienstag wird der Internationale Tag für Menschen mit Behinderungen begangen.
Gefordert wird etwa, dass Kunst- und Kultureinrichtungen Barrierefreiheit und Inklusion in ihrem Leitbild verankern und umsetzen sollen. Dazu gehörten bauliche Zugänglichkeit, aber auch die Barrierefreiheit bei der Programmplanung bis hin zu Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Zudem sollten auch Menschen mit Behinderungen besser gefördert werden, die einen künstlerischen Beruf anstrebten. Eine Verbindlichkeit gibt es für den nach einem dreijährigen Austausch erstellten Aktionsplan nicht. Behindertenverbände fordern seit Jahren, dass eine Barrierefreiheit auch für private Kulturanbieter gesetzlich verankert wird.
Der Bundesbehindertenbeauftragte Jürgen Dusel erinnerte daran, dass Menschen mit Behinderungen laut UN-Behindertenrechtskonvention auch bei der Teilhabe an der Kultur die gleichen Rechte wie alle anderen Menschen hätten. Deutschland habe die Konvention vor 15 Jahren angenommen, doch umgesetzt sei sie noch lange nicht, “auch nicht in der Kultur”, so Dusel.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, sagte, der Kulturbereich habe in Bezug auf Inklusion noch Hausaufgaben, “ungeachtet der vielen Institutionen, die hier schon auf einem guten Weg sind”. Um Barrierefreiheit in allen Bereichen zu erreichen, seien aber passende gesetzliche Rahmenbedingungen sowie eine auskömmliche Finanzierung für die Umsetzung nötig. “Hier sind jetzt Bund, Länder und Kommunen gefragt”, so Zimmermann.
Die Vorsitzende des Kulturausschusses, Budde, sagte, der Bund müsse sich die vorgelegten Empfehlungen zu eigen machen und mehr Inklusion in seinen Förderrichtlinien festschreiben. Die Empfehlungen seien “eine sehr wichtige und gute Grundlage für mehr Inklusion in der Kultur”.
Kulturstaatsministerin Roth sagte, Inklusion sei “ein Kerngedanke der Demokratie”. Demokratie gelinge nur unter der Bedingung, dass möglichst alle an ihr mitwirkten. Dies gelte im besonderen Maße auch für die Kultur. Deshalb sei es wichtig, dass Inklusion bei allen Fördermaßnahmen mitgedacht werde.