Wenn Freunde oder Verwandte beim gemütlichen Weihnachtsessen auf einmal fremdenfeindliche oder diskriminierende Äußerungen machen, rät die politische Bildnerin Sindy Winkler dazu, das Gespräch zu suchen und nicht zu schweigen. „Im Gespräch zu bleiben, ist unheimlich wichtig – das gilt sowohl im Privaten als auch auf gesellschaftlicher Ebene“, sagte die Leiterin der Fachstelle Demokratie und Partizipation beim Bayerischen Bündnis für Toleranz dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vor allem bei rassistischen, antisemitischen oder demokratiegefährdenden Aussagen sollte man klar und deutlich kommunizieren, dass hier eine Grenze überschritten sei, sagte Winkler. „So etwas sollte man nicht unwidersprochen stehen lassen.“
Viele Menschen fühlten sich bedroht durch eine Welt, die sehr komplex sei und sich immer schneller verändere. Sie suchten nach einfachen Antworten und versuchten teilweise, bestimmte Personen oder Gruppen, etwa Flüchtlinge oder Juden, als Schuldige für ihre Situation darzustellen und abzuwerten. „Hier kann es helfen, dem Gegenüber zu sagen: Ja, auch mich verunsichern viele Dinge“, sagte Winkler. Es sei wichtig, dem anderen zu zeigen, dass man ihn nicht als Mensch ablehne, auch wenn man seine Meinung nicht teile. Dass jeder frei seine Meinung äußern könne, sei in einer Demokratie zunächst wichtig und richtig. „Schwierig wird es, wenn bestimmte Meinungen missbraucht werden als Einfallstor für Menschenfeindlichkeit oder wenn sie gegen das Grundgesetz verstoßen.“
Die Referentin rät, den Blick im Gespräch auf Lösungsmöglichkeiten für bestimmte Probleme zu lenken. Auch die Perspektiven zu tauschen und sich zu fragen „Was wäre, wenn mein Gegenüber Recht hätte?“ und den anderen aufzufordern, sich zu fragen „Was wäre, wenn ich Recht hätte?“, sei eine gute Möglichkeit, im Gespräch zu bleiben.
Der Versuch, auf konstruktiver und sachlicher Ebene zu diskutieren, stoße leider oft schnell an seine Grenzen, weil man oft gegen Emotionen argumentiere, sagte Winkler. Um Frust zu vermeiden, rät sie, das Gespräch an einem bestimmten Punkt zu beenden und eventuell später wieder aufzunehmen. „Viele haben das Bedürfnis, am Ende der Unterhaltung ein Ergebnis zu finden.“ Man werde aber nicht jeden überzeugen können.
Es sei jedoch wichtig, den anderen Menschen, die bei einem solchen Gespräch eventuell noch mit am Tisch sitzen, Mut zu machen, auch ihre Stimme zu erheben und bestimmte Aussagen zu hinterfragen, sagte die politische Bildnerin. So könne man deutlich machen, dass die Menschen, die rechtsextreme und menschenfeindliche Aussagen machten, nicht in der Mehrheit seien. (00/4022/20.12.2024)