In Politik und Gesellschaft wird über Suizidbeihilfe diskutiert. Der frühere thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow hat sich seine eigenen Gedanken gemacht. Und sagt: “Wir haben Sterben als Normalität verloren.”
Der Linken-Politiker und ehemalige thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow wünscht sich nach eigenem Bekunden mehr Autonomie für das Individuum am Ende des Lebens. “Die Möglichkeit muss für den Einzelnen selbst bestimmbar sein”, sagte Ramelow im Podcast “Meine schwerste Entscheidung” der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Man müsse über einen medizinischen Vorgang reden, der einen schmerzfreien Tod ermögliche. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2020 zur Suizidbeihilfe gebe der Politik den Auftrag, “deutlichere Entscheidungen” zu treffen.
Das Bundesverfassungsgericht hatte am 26. Februar 2020 das Verbot der geschäftsmäßigen Suizidbeihilfe für nichtig erklärt und ein weitreichendes Recht auf den selbstbestimmten Tod formuliert. Zugleich betonten die Richter, der Staat könne Regelungen treffen, um zu überprüfen, ob die Entscheidung wirklich ohne äußeren Druck getroffen werde. Seitdem wird eine gesellschaftliche und parlamentarische Diskussion um eine gesetzliche Neuregelung geführt.
Ramelow sagte, er gehe von der Überlegung aus, “was sind die Bedingungen, um leben zu können, und wann fangen die Bedingungen an, dass der noch Lebende zur Last wird und damit ein Druck entsteht, dass der sich das Leben nimmt”. Beim Sterben dürften keine Tabus gemacht werden.
Er beschäftige sich sehr ernsthaft mit dem Thema, sagte Ramelow. Die Vorstellung von Siechtum oder verlorener Erinnerung sei für ihn bedrückend. Daher stelle sich die Frage, “ob ich nicht vorher dann lieber die Entscheidung treffen möchte, das nicht zu erleben”. Es brauche eine “Kultur des Sterbens”. Davon habe sich die Gesellschaft zu sehr entfernt. “Wir haben Sterben als Normalität verloren. Es wird als Anomalie gesehen. Aber Sterben ist am Ende unseres Lebens.”