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Rainer Maria Woelki – Kölner Hirte mit offenem Gatter

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (68) steht seit September 2014 an der Spitze seines Heimatbistums. Er stammt aus einer ostpreußischen Familie und wurde im August 1956 in Köln geboren; 1985 empfing er die Priesterweihe. Sein Vorgänger als Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, machte ihn zu seinem Sekretär, Ziehsohn und Leiter der Theologenausbildung im Erzbistum. 2003 wurde Woelki Kölner Weihbischof und 2011 Erzbischof von Berlin, bevor er 2014 wieder nach Köln wechselte. 2012 machte ihn Benedikt XVI. zum Kardinal.

Als Woelki 2014 nach Köln zurückkehrte, verbanden sich mit ihm große Hoffnungen. Denn zuvor war er in Berlin mit überraschenden Akzenten aufgefallen: Er zog dort in den Arbeiter- und Migrantenbezirk Wedding, holte sich seine Brötchen mit dem Fahrrad, traf sich offiziell mit Vertreterinnen und Vertretern von Lesben und Schwulen und berief Frauen in Leitungspositionen.

Auch in Köln erregte der Kardinal mit originellen Aktionen Aufmerksamkeit. 2015 wählte er den Turm des Doms, um vor der Glocke “decker Pitter” die 23.000-Glockenschläge-Aktion vorzustellen – für jeden im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtling läutete die Totenglocke. Auch feierte Woelki die Messe an einem zum Altar umgebauten Flüchtlingsboot – ein deutliches Protestzeichen.

Doch nicht nur wegen zahlreicher Querelen um die Missbrauchsaufarbeitung im Bistum ist dieses Positiv-Image zerplatzt. Denn kirchenpolitisch folgt Woelki der sehr konservativen Linie seines Vorgängers. Die Priesterweihe für Frauen lehnt er ebenso ab wie die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare oder die Abschaffung der Zölibatspflicht von Priestern.

Papst Franziskus verordnete Woelki Ende 2021 eine fast fünfmonatige Auszeit und verlangte von ihm ein Rücktrittsgesuch. Dieses blieb jedoch unbeantwortet. Über Jahrzehnte war Köln die mitgliederstärkste deutsche Diözese, verlor aber 2024 diesen Spitzenplatz an Münster, wo es weniger Austritte gab. Ende 2024 kam Köln auf 1,627 Millionen Katholiken.