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Rabbiner: Wir sind dem Wohlergehen der Studierenden verpflichtet

Es sind vor allem die Studierenden, die im Streit um die Ausbildung von Rabbinern in Deutschland derzeit mit Unsicherheiten leben müssen. Der Leiter einer neuen Rabbinerschule richtet sich an die angehenden Geistlichen.

In der Debatte über die Ausbildung von Rabbinern in Deutschland äußert sich der Leiter einer neuen Ausbildungsstätte verständnisvoll angesichts der ungewissen Situation der Studierenden. “Wir sind den Studierenden und ihrem Wohlergehen verpflichtet”, sagte Rabbiner Yehoyada Amir der “Jüdischen Allgemeinen” (Donnerstag). Er steht dem kürzlich gegründeten liberalen Regina-Jonas-Seminar vor. Parallel dazu existiert schon länger das Abraham-Geiger-Kolleg, das ebenfalls liberale jüdische Geistliche ausbildet. Beide Einrichtungen haben ihren Sitz in Potsdam und arbeiten mit der dortigen Universität zusammen.

Die vom Abraham-Geiger-Kolleg ordinierten Rabbinerinnen und Rabbiner sowie die Kantorinnen und Kantoren seien als “wichtige Bestandteile der Zukunft des liberalen Judentums” anzusehen, betonte Amir. “Was die derzeitigen Studenten am Geiger Kolleg betrifft, nehmen wir jeden, der lieber bei uns lernen will, gern auf und müssen dafür individuell angepasste Lehrpläne entwickeln.” Er könne Studierende, die zwischen den beiden Ausbildungsstätten hin- und herschwanken, gut verstehen. “Wir werden geduldig sein.”

Um die Neuordnung der Rabbinerausbildung in Deutschland wird schon länger gestritten. Bislang gab es in Potsdam das Geiger Kolleg für die liberale sowie das Zacharias Frankel College für die konservative Rabbinerausbildung. Hinzu kamen angehende Kantorinnen und Kantoren. Im Zuge der Neuordnung hatte der Zentralrat der Juden in Deutschland eine Stiftung gegründet, was auch damit zu tun hatte, dass er nicht damit einverstanden ist, dass die Jüdische Gemeinde zu Berlin Anfang 2023 die Trägerschaft für die bisherige Rabbiner- und Kantorenausbildung in Potsdam übernommen hat.

Der Zentralrat und die Hauptstadtgemeinde liegen deswegen und auch wegen anderer Punkte im Streit miteinander. Die Gemeinde und liberale jüdische Verbände kritisieren die Gründung der neuen Stiftung. Innerhalb der Stiftung sind drei Seminare entstanden: das Regina Jonas Seminar, das Abraham J. Heschel Seminar für die konservative und das Louis Lewandowski Seminar für die Kantorenausbildung.