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Rabbiner Goldschmidt sorgt sich um wachsenden Antisemitismus

Gute Reaktionen der europäischen Regierungen und zu geringe Unterstützung aus Religion und Gesellschaft: Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der am Donnerstag den Karlspreis erhält, zeichnet ein ambivalentes Bild der jüdischen Zukunft in Europa.

Der Angriff der Hamas vom 7. Oktober hat nach Einschätzung des Präsidenten der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), Pinchas Goldschmidt, für Jüdinnen und Juden die persönliche Sicherheit zum wichtigsten Thema gemacht. Der Erfolg des Angriffs habe “viele Antisemiten darin bestärkt, eine neue Pogromstimmung gegen Juden zu organisieren, weil sie dachten, dass Juden doch nicht so stark und mächtig seien”, sagte der Rabbiner im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Jerusalem. Goldschmidt wird am Donnerstag in Aachen zusammen mit den jüdischen Gemeinschaften Europas mit dem prestigeträchtigen Karlspreis ausgezeichnet.

Die jüdische Zukunft in Europa hänge stark von Europa ab, so Goldschmidt. In der EU, deren Regierungen mit Schutz für die jüdischen Gemeinden gut auf den 7. Oktober reagiert hätten, sieht der Rabbiner den Garanten eines pluralistischen, demokratischen Europa. Wachsender Antisemitismus, eine “zunehmend feindselige Haltung der radikalen Linken gegenüber Israel sowie der immer offener zutage getragene muslimische Antisemitismus” seien jedoch besorgniserregend.

Goldschmidt beklagt im KNA-Gespräch eine zu geringe Unterstützung in der Zivilgesellschaft und von religiösen Organisationen und plädierte für eine Weiterführung des interreligiösen Dialogs. Gerade jetzt seien Austausch und Solidarität wichtig. In der Auszeichnung mit dem Karlspreis sieht er ein starkes Zeichen der Unterstützung und Solidarität mit den jüdischen Gemeinden und eine Anerkennung geleisteter Arbeit.