Beginnender Wandel, aber nichts Greifbares: Laut dem Katholischen LSBT+ Komitee war Franziskus der beste Papst für queere Gläubige. Geändert habe sich unter ihm trotzdem nicht viel.
Das Katholische LSBT+ Komitee beurteilt die Amtszeit des verstorbenen Papstes gemischt. “Gerade mit Blickauf seine Amtsvorgänger kann man Papst Franziskus wohl als den besten Papst bezeichnen, den queere Gläubige jemals hatten”, erklärte Co-Sprecher, Hendrik Johannemann am Dienstag in Recklinghausen. Auf einer pastoralen Ebene habe Franziskus einen atmosphärischen Wandel angestoßen. Gleichzeitig habe er nichts Greifbares verändert. Der Katechismus etwa beinhalte weiterhin verletzende Passagen zu Homosexualität. Auch die Segnung von queeren Paaren sei kein konsequentes Bekenntnis zu einer offeneren Kirche, da es sich nur um einen spontanen Segen im Vorbeigehen handele, der zudem das Paar an seine angebliche Sündigkeit erinnern solle.
Das Komitee hob positiv hervor, dass Franziskus direkt mit queeren Menschen telefoniert, ihnen persönliche Briefe geschrieben und einzelne queere Gruppen und queer-freundliche Seelsorger im Vatikan empfangen habe. Der verstorbene Pontifex sei an vielen Stellen ein zugewandter Seelsorger für die Schwächsten und Ausgegrenzten, auch für queere Gläubige, gewesen.
Negativ sei, dass der Vatikan an dem Wort “Gender-Ideologie” festgehalten habe. Das zeige, dass der Vatikanweiter ohne Blick nach außen einer Ideologie anhängt, die die Würde und die Menschenrechte von trans- und intergeschlechtlichen, nicht-binären sowie homo- und bisexuellen Menschen verletze und Futter für Anfeindungen liefere.
Auch die Bilanz für Frauen sei durchwachsen. Zwar habe er vereinzelt Frauen in Gremien berufen, doch insgesamt sei auch unter seinem Pontifikat die Gleichberechtigung unzureichend geblieben. Zur Debatte um die Weihe von Diakoninnen oder Priesterinnen sei von ihm kein Impuls ausgegangen, kritisierte das Komitee.
“Ich habe die große Hoffnung, dass sein Nachfolger auf dem Stuhl Petri die dringend notwendigen Reformen der römisch-katholischen Kirche mit Mut weiter vorantreibt, damit die Kirche endlich zu einem Ort wird, an dem queere Menschen ihren Glauben in Fülle und ohne Angst leben können”, sagte Johannemann.