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Protest gegen Aufrüstung und Atomwaffen: Ostermärsche in NRW begonnen

Mit einem Marsch zur Urananreicherungsanlage im münsterländischen Gronau haben am Karfreitag die diesjährigen Ostermärsche in Nordrhein-Westfalen begonnen. Die Demonstration sollte nach Angaben der Veranstalter ein Zeichen setzen „gegen skrupellose, egoistische Politik mit autoritärer Staatsführung, Angriffskriegen und Militäreinsätzen“. Nach Angaben eines Sprechers kamen etwa 250 Menschen zusammen, deutlich mehr als im Vorjahr.

Kritisiert wurden auch die geplante Aufrüstung mit Milliardenbeträgen und eine mögliche Stationierung neuer Atomwaffen in Deutschland „bei gleichzeitiger Ankündigung von sozialem Kahlschlag“. Die Steigerung der Rüstungsaufgaben führe dazu, dass immer mehr
Geld für zivile Bereiche wie Bildung und Gesundheit fehle. Alle Atomwaffen müssten geächtet werden, sagte der Sprecher. Er wies darauf hin, dass die Urananreicherungsanlage im Sommer 40 Jahre in Betrieb sei und damit „das Mindesthaltbarkeitsdatum längst abgelaufen“ sei. Hier müsse die NRW-Landesregierung aktiv werden.

Weitere Ostermarsch-Aktionen am Karfreitag waren in Gütersloh, Chemnitz, Stralsund, Jagel, Bruchköbel und Biberach angemeldet. Bundesweit sind nach einer Auflistung des Netzwerks Friedenskooperative mit Sitz in Bonn bis Montag mindestens 122 dezentral organisierte Demonstrationen, Kundgebungen, Fahrradtouren und sonstige Ostermarsch-Aktionen geplant.

Hauptaktionstag ist der Karsamstag mit 75 Ostermärschen unter anderem in Köln, Stuttgart, Mainz, Hannover und München. In Duisburg startet der dreitägige Ostermarsch Rhein-Ruhr. Am Ostersonntag folgen Aktionen etwa in Essen, Halle und Frankfurt/Oder. Abschlusskundgebungen gibt es am Montag unter anderem in Dortmund, Frankfurt am Main und Nürnberg sowie am Fliegerhorst Büchel in der Eifel.

Die bundesweiten Ostermärsche für Frieden und Abrüstung waren am Gründonnerstag gestartet. Die Veranstalter zeigten sich am Freitag zufrieden mit dem Auftakt, in Erfurt hätten etwa 400 Menschen teilgenommen und in Freiburg rund 300.

Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, erklärte in Erfurt, wer Frieden wolle, müsse den Frieden vorbereiten. Viele Menschen in Deutschland fürchteten sich mit Blick auf die Bilder aus der Ukraine vor einem aggressiven Russland. In einer ungeregelten Aufrüstung und einer Bedrohung Russlands liege jedoch keine Lösung. Wenn überhaupt, müsse Europa in Verteidigungsfähigkeit investieren. Vor jedem einzelnen Schuss müssten tausend diplomatische Initiativen stehen, mahnte der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Die Ostermärsche der Friedensbewegung haben eine 65-jährige Tradition. Die Teilnehmerzahl lag Anfang der 80er Jahre im Zuge der Debatte über die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland bei mehreren hunderttausend. In den vergangenen Jahren beteiligten sich jeweils einige zehntausend Friedensbewegte an den Aktionen. Angesichts der aktuellen Konflikte und Diskussionen um Aufrüstung erwartet das Netzwerk Friedenskooperative in diesem Jahr insgesamt mehr Zulauf.