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Prophetische Worte

Ein Wort hören, das mein Leben verändert. Gedanken zum Predigttext für den 2. Sonntag nach Trinitatis. Von Andrea Völkner, Pfarrerin der Stadtmissionsgemeinde Berlin-Lichtenberg

Predigttext am 2. Sonntag nach Trinitatis: 1. Korinther 14, 1–3.20–251 Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber darum, dass ihr prophetisch redet! 2 Denn wer in Zungen redet, der redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott; denn niemand versteht ihn: im Geist redet er Geheimnisse. 3 Wer aber prophetisch redet, der redet zu Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung. 20 Liebe Brüder und Schwestern, seid nicht Kinder, wenn es ums Verstehen geht; sondern seid Kinder, wenn es um Bosheit geht; im Verstehen aber seid erwachsen. 21 Im Gesetz steht geschrieben: „Ich will in anderen Zungen und mit anderen Lippen reden zu diesem Volk, aber auch so werden sie nicht auf mich hören, spricht der Herr.“ 22 Darum ist die Zungenrede ein Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen; die prophetische Rede aber ein Zeichen nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen. 23 Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkäme und alle redeten in Zungen, es kämen aber Unkundige oder Ungläubige hinein, würden sie nicht sagen, ihr seid von Sinnen? 24 Wenn aber alle prophetisch redeten und es käme ein Ungläubiger oder Unkundiger hinein, der würde von allen überführt und von allen gerichtet; 25 was in seinem Herzen verborgen ist, würde offenbar, und so würde er niederfallen auf sein Angesicht, Gott anbeten und bekennen, dass Gott wahrhaftig unter euch ist.

VonAndrea Völkner

Meint da jemand mich? Wenn irgendwo der eigene Name gerufen wird, horchen die meisten Menschen auf. Ob einfach nur bei der Tombola die von einem selbst gezogene Nummer aufgerufen wird und ein Preis wartet oder einem ein Lächeln von einem Passanten zufliegt, es ist etwas Besonderes, wenn Menschen spüren: Ich bin gemeint!

Paulus stellt in 1. Korinther 14 zwei Gaben des Heiligen Geistes gegenüber: Zungenrede und prophetische Rede.

Zungenrede meint ein Gebet zu Gott in einer Sprache, die nur Gott versteht. Verständlich würde sie nur, wenn jemand sie übersetzt.

Prophetische Rede richtet sich an den Menschen. Wer ein prophetisches Wort für sein Leben hört, der spürt: Ich bin gemeint – in diesem Wort finde ich mich!

Paulus ist es wichtig, dass Menschen, denen der christliche Glaube bisher nichts sagt, sich in einer Gemeinde nicht völlig fremd fühlen und sich noch dazu fragen: Wo bin ich denn hier nur gelandet?

Glaube wird Menschen da verständlich, wo sie sich und ihr Leben wiederfinden, wo sie sich selbst entdecken in einem Gottesdienst, in einem Vers der Bibel, in einem Lied, in einem Gespräch. Wo ein Wort einen Menschen derart berührt, wird es zu einem prophetischem Wort. Solch prophetisches Wort trifft, aber es stellt nicht bloß; es ist kritisch, aber es weist auch auf Perspektiven; es weicht dem Schmerz nicht aus, damit es trösten kann. Es berührt und bewegt das Herz eines Menschen und führt in die Weite Gottes.

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